Seit vor Jahren die Tochter der Rileys bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, ist auch das Leben der Eltern, von Doug (James Gandolfini) und seiner Frau Loïs (Melissa Leo), völlig aus den Bahnen geraten. Auch wenn nach außen eine perfekte Fassade gewahrt wird, so geht es im Kern nur darum, irgendwie mit dem schrecklichen Verlust zurechtzukommen. Doug, erfolgreicher Kleinunternehmer, stürzt sich in die Arbeit und heult nachts heimlich in der Garage. Loïs allerdings hat alle Kontakte mit der Außenwelt abgebrochen: sie hat seit Jahren das Haus nicht mehr verlassen und sich nicht nur von der Gesellschaft, sondern auch von ihrem Mann ganz in sich selbst zurückgezogen. Da kommt dem frustrierten Doug ein Kongress in New Orleans gerade recht. Doch auch fremd unter den Kollegen, zieht er nachts alleine los und macht in einer Rotlichtbar die Bekanntschaft der kindlichen Ausreißerin und Stripperin Mallory (Kristen Stewart). Diese erinnert Doug an die eigene Tochter, und so beginnt er nach mehreren Treffen ein väterliches Verhältnis zu ihr aufzubauen. Seiner Frau erklärt er in knappen Worten am Telefon, er könne nun nicht mehr nach Hause zurück kommen und bleibe in New Orleans.
Eine Lebenskrise, die kein Ende nehmen will: Dieser Independent-Film (produziert von Jake Scotts Vater Ridley und dessen Bruder Tony Scott) beginnt reichlich aussichtslos. Die Rileys verstehen sich als Opfer eines Schicksals, dem sie nicht entgehen können. So ist der Titel des Films „Willkommen bei den Rileys“ dem kleinen Begrüßungsschild an der Garage entnommen; ein sarkastischer Hinweis darauf, dass die Rileys lediglich eine Fassade der Bürgerlichkeit aufrecht erhalten – denn in Wahrheit ist diese Familie schon lange zerstört. Schon in den Anfangsszenen erkennt man im Herunterfahren des elektrischen Garagentors das Verschließen, Abriegeln und geradezu Versiegeln des Hauses als Metapher für den seelischen Zustand der Figuren.
Doug, in seiner körperlichen Präsenz und Massigkeit überzeugend verkörpert von Sopranos-Star Gandolfini, ist ein Verdränger, der mit dem Verlust des Kindes auf den ersten Blick besser fertig zu werden scheint, als seine Frau. Dass dem nicht so ist, zeigt die Radikalität seiner Entscheidung, in New Orleans zu bleiben, sich dieser neuen Beziehung zuzuwenden und schließlich sogar seine Firma zu verkaufen. Und obwohl die Perspektive des Films sich zunächst an seiner Figur orientiert, wird zunehmend deutlich, dass die eigentliche Hauptfigur seine Gattin Loïs ist, die, fragil, verhärmt und passiv-aggressiv in ihrem Rückzug brillant gespielt von Melissa Leo („Frozen River“, „Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“), sich mit zunehmender Laufzeit aus ihrem Kokon befreit und ihrem Gatten nachreist, den sie zu verlieren glaubt. Hier findet der Film einige sehr lustige Momente, etwa wenn die kontaktscheue Loïs mit dem Wagen ihres Mannes in die Gesellschaft der Menschen zurückrummst. Szenen, die die Tragik des Sujets für Augenblicke auszubalancieren vermögen. Einzig das Teenie-Idol Stewart („Twilight“, „Into the Wild“) hat eine undankbare, funktionale Rolle zu erfüllen: als Projektionsfläche und Krampflöser der Protagonisten. Umso bemerkenswerter ist es ihr gelungen, die Figur der Stripperin und Gelegenheitsprostituierten nicht allzu eindimensional auf ihre Opferrolle zu reduzieren, sondern durchaus einen komplexen Gefühlshaushalt darzustellen, der der Figur neben der Zerbrechlichkeit einen Panzer der Stärke zugesteht.
Jake Scott ist eine vielschichtige Regiearbeit gelungen, die von einem starken Schauspielerensemble getragen wird. Einzig die allzu vorhersehbare Entwicklung des Plots und die bisweilen klischeehafte Gestaltung der Rahmenhandlung fallen negativ auf – und weshalb die konflikttriggernde Figur ausgerechnet ein „gefallenes Mädchen“, eine Prostituierte, sein muss, weiß nur der Regisseur allein. Der Film gewinnt seine Brisanz aus seinem Fokus, der auf die charakterliche Entwicklung der Eheleute gerichtet ist – und die am Ende wieder beziehungs- und lebensfähig werden. So gewährt der Film in der Überwindung der Trauer einen kleinen Ausblick auf Hoffnung und schließt mit einem Versprechen auf eine lebbare Zukunft.