Einer dieser amerikanischen Filme zum Sortieren von Gut und Böse, allerdings mit einer Variante, die eine bange Frage ist: kann ein Böser ein Guter werden? Bis das klar ist – Antwort: er kann -, ist Dramaturgie vonnöten. Solange ist der Zuschauer mit dem Wie-würden-Sie-entscheiden? beschäftigt.
Es ist 1931, das Jahr Al Capones und das der Großen Depression. Der Vater ist Hitman der kriminellen Vereinigung, aber er hat einen braven kleinen Sohn, wie ihn jeder anständige Bürger sich nur wünschen kann. Und siehe, die reine Kinderseele ist es, die den in Gewalt verstrickten Erwachsenen erlöset. Das wiegt umso schwerer, als der Bandenboss (Newman) einen bösen großen Sohn hat, der ihn nicht erlösen wird. Paul Newman wird auf dem Weg in die Hölle bleiben, die ja das Wort ‚Perdition‘ umschreibt. Amerikas Weite und Größe von 1931 ist die der Mythen. On the road again, Vater und Sohn. In Chicago wachsen die Wolkenkratzer. Die schwarze Zeit der Wirtschaftskrise ist in „Road to Perdition' licht und blank. Alles voll frisch gewaschener Museumsautos und neu eingekleiderter Komparsen. Die Autos sind das gleiche Modell, die Passanten haben den gleichen Hut auf. Bauten, Kostüm und Maske regieren den Film. Die Produktion ist es, die den Film gemacht hat. Nun gibt es zwar einen Regisseur, einen berühmten: Sam Mendes („American Beauty'). Dieser aber war auch einer der Produzenten, und er scheint in dieser Eigenschaft seine Kräfte erschöpft zu haben. Die Schauspieler tragen den einfältigen Dialog bieder vor, und das war’s.
Wir müssen uns damit abfinden, dass wir siebzig Jahre zurück in die Vergangenheit zurückgehen müssen, in die Zeit, in der, den Filmbildern zu trauen, die USA noch groß und stark waren, um die Kraft zu bekommen, die Kurve vom Bösen zum Guten zu kriegen. Dann spielt auch das Wetter mit. Der Film gibt sich große Mühe, diese wiewohl schlichte wie moralische Botschaft nostalgisch zu verbrämen. Wolken, Eis und Schnee zu Beginn, da unser Held im Reich des Bösen lebt. Aufhellungen, da er schwankt und mit dem Glauben ringt. Und dann zieht das Tief ab, die Sonne strahlt und das Hoch regiert, und die Große Depression ist vergessen. Was für ein Land!
Dieser Text erschien zuerst in: Konkret 09/2002