“Rechte sind keine Privilegien”, sagt die streikende Fabrikarbeiterin Rita O’Grady (Sally Hawkins) und bringt damit das Selbstverständliche auf den Punkt: die Forderung nach gleicher Bezahlung von Männern und Frauen, die beim Autobauer Ford im englischen Dagenham der sechziger Jahre keinesfalls verwirklicht ist. Im gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Klima des Jahres 1968 rührt dieser Satz aber noch an tiefere Emanzipationsschichten. In seiner Selbstverständlichkeit spiegelt er das Selbstverständnis von Frauen, die sich gegen die Unterdrückung und Ausbeutung durch Männer wehren und dabei eine überraschende Stärke gewinnen. In Nigel Coles humorvollem Film „Made in Dagenham“, der in Deutschland unter dem missverständlichen Titel „We want Sex“ ins Kino kommt und der den ersten Frauenstreik in der britischen Geschichte dokumentiert, findet der Geschlechterkampf deshalb gleich an mehreren Fronten statt.
Am nachdrücklichsten vermittelt das der Film auf der sprachlichen Ebene, also den verräterisch diskriminierenden männlichen Bevormundungen, für die vor allem die Näherin Rita ein feines Gespür besitzt. Schlampige oder gar sexistische Formulierungen sind für sie dabei ebenso empörend wie die unterschwellige Zementierung von Machtverhältnissen in schönen, aber nichtssagenden Reden, in denen konkrete Ziele letztlich verweigert werden. Die stärksten und bewegendsten Szenen handeln von dieser Opposition und damit von der Macht der Sprache. Einmal stellt Rita den überheblichen Lehrer ihres kleinen Sohnes zur Rede, der die Kinder immer wieder körperlich misshandelt und wird dabei von diesem herablassend und mit sozialer Verachtung zum Schweigen gebracht. Aus dem Schock gewinnt Rita Stärke, als sie bei einer Unterredung zwischen Gewerkschaftsvertretern und Firmenleitung nach langem Schweigen das Wort ergreift und statt hohler Phrasen konkrete Taten fordert.
Mit Protesten schreiten die Frauen schließlich selbst zur Tat, um ihren gerechten Forderungen in einem sich zuspitzenden Arbeitskampf Nachdruck zu verleihen. Nigel Cole verschränkt dabei eine Ermutigungs- mit einer Erfolgsgeschichte, denn Ritas Weg zur Aktivistin mobilisiert jede Menge Frauenpower und Solidarität. Deren Unterminierung wird von schwachen Gewerkschaftsfunktionären und einer zunächst wenig kompromissbereiten Firmenführung wiederholt, aber letztlich erfolglos betrieben. Das wiederum setzt jene retardierende Dramaturgie in Gang, die den sozialen Konflikt mal witzig, mal ernst in die privaten Verhältnisse und Beziehungen der Heldinnen ausdehnt, um Spannung zu erzeugen und schließlich den politischen Triumph dieser engagierten Frauen umso schöner erstrahlen zu lassen. „You can get it if you really want“, singt Desmond Dekker im Abspann. “But you must try.”