Es gibt einige Fragen, die dieser Film bei mir aufwirft: Gibt es noch Hausfrauen? Wenn ja, was ist das? Wenn nein, wer guckt diesen Film? Oder anders: Interessieren sich beinharte Karrieremiezen für Filme, in denen kinderlose aber trotzdem hausmütterliche Schauspielerinnen mit Faible für Cremetörtchen Karriere machen wollen? Gibt es noch immer diese im Dunkeln menschelnde Kehrseite kalt lächelnder EllbogenmonsterInnen?
Bella heißt eigentlich Isabella und ist so in etwa das naivste Mädchen um die Vierzig, das seit der Ente Schlubberdack (Gab es jemals die Ente Schlubberdack?) quer über die Leinwand dilettiert ist. Eine weitere Frage ist (die sich bei der Ente Schlubberdack nicht stellte): Was dilettiert mehr: die schwedische Hauptdarstellerin, Drehbuchautorin und Autorin der Romanvorlage Martina Haag oder ihre deutsche Synchronstimme (erster Eindruck: Wer murmelt denn auf der Tonspur dazwischen, ich möchte gerne den Dialog verstehen …)
Nun gut, die Ente Schlubberdack ist nicht mehr die jüngste aller Enten und deshalb wird sie immer abgewiesen: bei Funk, Film und Fernsehen. Nur bei Theater ist da ganz plötzlich was frei, aber auch nur, weil Ingmar Bergman noch lebt und so was Extravagantes wie eine artistische Ente in seiner „Was ihr wollt“-Inszenierung braucht. Und weil sie, also natürlich nicht die Ente, sondern die etwas teigige Bella, aufgrund der Chancenerhöhung in ihren Bewerbungsunterlagen angegeben hat, dass sie des Artistischen mächtig sei; dabei, so sagen ihre Eltern, keuche sie schon beim Schuhanziehen.
Nur gut, dass das schwedische Nationalheiligtum Ingmar Bergman so ein bisschen gegen Lebensende tendiert, denn auf diese Art wird die Nagelprobe mit der Artistiknummer immer hinausgeschoben, weil Herr Bergman noch kränkelt. Und so kann Hühnchen Bella sich noch nebenbei verlieben in den wirklich aufregenden Top-Darsteller Micke, der, obgleich gestanden, noch immer voll eines jugendlichen Charmes ist, dessen angegangene Hühnchen bedürftig sind.
Also gut, Micke, nicht faul, rennt engagiert Bellas offene Türen ein, entführt sie nach Wien, um selbiges zu ihren Füßen auszubreiten, um für den Film die Tantiemen des Co-Produzenten Österreich einzustreichen, und um, werweiß, wieder mal ein (Nest-)Häkchen auf seiner Eroberungsliste zu machen? Der erste Anschein, so viel sei verraten, trügt, liebe LeserInnen! Oder nicht? Wen aber, so fragt sich, sollte dieses nun noch interessieren, oder, um dann zur Kernfrage zu kommen: Wer will denn diesen Film jetzt noch sehen?
Ich hoffe, meine stark stilisierte Schilderung der Handlung von „Salto für Anfänger“ hat niemanden auf die Idee gebracht, diesen Film zu meiden, denn ich gebe zu: Mir hat der Film Spaß gemacht und vor allem war er kurzweilig, obwohl er in keiner Weise besonders lustig, originell oder gut gespielt ist. Vielleicht mag ich diesen Film, weil er und ich so altmodisch und naiv sind, weil wir immer noch an die große Liebe und das große Glück und den großen Erfolg glauben. Und wenn es all das nicht gibt, dann glauben wir daran, dass wir auch das mit Humor wegstecken können, und wir glauben an eine überschaubare Welt, in der es nichts Bedrohlicheres geben kann als einen greisen und gestrengen Regie-Gott, oder vielleicht noch Lover, die uns belügen könnten. Ich mag bunte Farben, ich mag die Schönheit des Herbstes und ich mag das geputzte Schweden und das prächtige Wien mit seiner Zauberflöte und ganz doll: MICH. Sowas wie diesen Film und wie mich gibt’s eigentlich gar nicht mehr sonst. Und ich weiß jetzt auch, was ich bin: Ich bin eine Hausfrau.