Als das diffuse Aufbegehren der 68er in den bürgerlichen Wohnzimmern der 70er Jahre langsam dahin dämmerte, sahen deren Einrichtungen zwar geschmackvoller aus, aber die Befindlichkeiten ihrer Insassen darbten elendig. Häusliches Glück gegen gesellschaftlichen Druck zu tauschen, innerfamiliäre Solidarität als Schutzwall gegen ökonomische Zurichtung zu zelebrieren, den politischen Kampf im Privaten fortzusetzen, Intimität als Versprechen des Begehrens zu kultivieren, also die einst mit Hoffnung aufgeladenen Bausteine, mit deren Hilfe schließlich das zynische 80er Jahre Gebilde errichtet werden sollte, nichts davon sind die Figuren in Lees Ensemble-Film in der Lage zu erfüllen. Stattdessen üben sie sich im Vergessen. Die Eltern gehen fremd, wenn sie nicht ohnehin auf Parties beim Schlüsselspiel ganz offiziell ihre Partner tauschen oder sich im Ladendiebstahl versuchen. Die Kommunikation befindet sich im Leerlauf, weil Geheimnisse, Scham und unausgesprochene Wünsche den Wahrheitsgehalt jeder Aussage aufs peinlichste in Frage stellen können. Die Konnotation der Worte lässt sich quasi nicht mehr verbergen, und somit verkehrt sich die Intimität zur Entfremdung, die Imagination des heilversprechenden Familienlebens zur individualisierungsprovozierenden Zwangsgemeinschaft.
In dieser Provinz jedenfalls, meinetwegen auch in diesem Sittengemälde, scheint alles von Resignation in Beschlag genommen zu sein. Das gilt für Interaktionen und Handlungen der Individuen, noch mehr aber der Generationen. Eltern und Kinder dulden einander, besitzen aber keinerlei Verbindung, allenfalls die der autoritären Inanspruchnahme seitens der Eltern. Dabei befindet sich der Nachwuchs bereits am Scheideweg zwischen pupertärer Entdeckungsreise und Erfüllungsgehilfenlüge, wie sie elterlicherseits beständig vorexerziert wird. Zumindest können auch sie ihre Hoffnungen nicht mehr realisieren, ohne Leid hervorzurufen. Erst der Stillstand der Welt durch den Eissturm, leitmotivisch unentwegt eingeflochten und vorbereitet, ermöglicht eine erste gegenseitige Annährung der Protagonisten. Dass es hierzu aber den Tod braucht, verweist als Katastrophenszenario ein weiteres Mal auf die Kommunikationsunfähigkeit aller Betroffenen zu Lebzeiten. Einen Umschwung sollte man hiervon zumindest nicht erwarten.
So finster das nun alles klingen mag, so sanftmütig wiederum versteht es Lee, nicht zuletzt dank einer höchst motivierten, illustren Schar einst hoffnungsvoller Nachwuchsschauspieler, die das heutige Filmgeschehen bestimmen (Spiderman, Frodo und Christina Ricci, alle sind sie da), die Verknüpfung all dieser Beziehungen mit einer solch sanften Ironie zu spinnen, dass kein einziges Mal der Gedanke aufkommen will, man wohne gerade bloß einer kritischen Demontage der Institution Familie bei. Es mag manchmal auch der Humor sein, weswegen man sich überhaupt daran erfreut, dass die Philosophien der Fantastischen Vier mehr über diese verkorksten Beziehungen zu sagen wissen, als es das gesprochene Wort jemals könnte. Es ist gar nicht so ironisch gemeint, gar nicht eigentlich, aber man stelle sich dies alles bitte mal als Peter Parkers Jugendzeit-Bebilderung vor. Na? Ja, schon eine verrückte Zeit in der wir heute leben …