Benjamin Kaplan (Kieran Culkin) sitzt bereits seit Stunden zwischen den dicht gedrängten Menschen in der Wartehalle des New Yorker Flughafens. Man sehe hier verrückte Leute entgegnet er seinem verwunderten Cousin David (Jesse Eisenberg), der gestresst und mit Verspätung eintrifft. Das lässt tief blicken. Denn schon bald zeichnet sich ab, dass der so locker, kommunikativ und irritierend angriffslustige junge Mann ziemlich einsam und verloren ist. Sein direktes, aufgedrehtes Verhalten wirkt nicht immer lustig und gelegentlich sogar peinlich, wofür sich David fremdschämt. Dessen widersprüchliche Gefühle für den verhaltensauffälligen „Benji“ schwanken zwischen Bewunderung und Ablehnung. Seit ihrer Kindheit sind die beiden ungleichen Cousins füreinander wie Brüder. Doch während der neurotisch, zurückhaltend und unsicher wirkende „Dave“ mittlerweile verheirateter Familienvater ist und in der Online-Werbung jobbt, ist Benji arbeitslos und seit dem Tod seiner geliebten jüdischen Großmutter auf sich allein gestellt.
Deren Wunsch war es, dass die beiden eine gemeinsame Reise in die schmerzliche Vergangenheit der Familie unternehmen. Und so fliegen sie nach Polen, um sich dort für ihre Spurensuche einer kleinen, geführten Reisegruppe anzuschließen. In Warschau besichtigen sie das ehemalige, heute von funktionaler Architektur umstellte Ghetto, in Lublin besuchen sie einen alten jüdischen Friedhof und in dem nur wenige Kilometer entfernten Majdanek das Konzentrationslager. Aus der spürbaren Betroffenheit entsteht vor allem bei dem sensiblen Benji immer wieder ein tiefes Unbehagen. Das hat nicht nur mit seinem Status als Tourist und einem eher oberflächlichen Ausflug in die Geschichte zu tun, sondern vor allem mit seinem Empfinden geteilten Leids sowie mit einem Bewusstsein für die geschichtlichen Zufälle und Relativitäten des Lebens. Als die beiden Cousins schließlich in einem Hinterhof das ehemalige Haus ihrer Großmutter finden, die einst das KZ überlebt hat, scheint das Entsetzliche längst unter einer trivialen Alltagsnormalität begraben.
Jesse Eisenbergs tragikomisches Roadmovie zu Stationen der Vergangenheit zeigt die durch den touristischen Blick modellierte Geschichte als etwas weit Entferntes, fast Fremdes. Als emotionales Korrektiv dazu fungieren die Gespräche und Erlebnisse der Mitreisenden. Vor allem übersetzt der Film aber die äußere Bewegung der Protagonisten in ihrer Begegnung mit der nachwirkenden Historie in eine innere Bewegung, die das Verhältnis der beiden reflektiert und es immer wieder neuen Spannungen aussetzt. So handelt „A real pain“, fast durchgehend mit Chopinscher Klaviermusik unterlegt, von leidgeprüfter Nähe und einer schier unüberwindlichen Distanz in einer Freundschaft, die ihren Ursprung in einer gemeinsamen Familiengeschichte hat. Denn am Ende kehrt der Film zu Benjis Einsamkeit in der Abflughalle des New Yorker Flughafens zurück.