Ein Ehemann und Familienvater wird von seiner Ehefrau mit Ach und Krach vor die Tür gesetzt. Er schmeißt einen Stapel Bücher in den Kofferraum seines Autos und wird dort von seiner kleinen Tochter verabschiedet, die sich auf dem Rücksitz versteckt hat. Später erfahren wir, dass es sich bei ihm um den Schriftsteller mit dem Pseudonym Jo Maibaum (Niels Bormann) handelt, der einst mit seinem Buch „Aus der Sonne“ großen Erfolg feierte und jetzt von seinem allmählich verblassenden Ruhm zehrt. In Aaron Arens‘ mit beißender Ironie erzählter Gesellschaftssatire „Sonnenplätze“ dienen Zitate aus diesem Werk als Überschriften für die einzelnen Kapitel. „An meine Kinder: Die Welt wartet auf euch“, ist etwa das erste betitelt. Nach einem Zeitsprung von 15 Jahren sitzt Maibaums 27-jährige Tochter Samuela (Julia Windischbauer), genannt „Sam“, im kreativen Chaos einer zugemüllten Wohnung und hat soeben das Manuskript ihres Debütromans „Verbrannte Erde“ beendet, in dem sie von ihrer dysfunktionalen Familie erzählt. Darüber hat sie die Beziehung zu ihrem Freund Olli vergessen und wird von diesem prompt ebenfalls aus der Wohnung geschmissen.
Sam scheint die Geschichte ihres Vaters zu wiederholen und zu spiegeln. Doch die Lektorin des „Ingenium Verlags“ hält die hoffnungsvolle Jungautorin auf Abstand; in ihrem Elternhaus, wohin sie mangels Alternativen zunächst geht, dominieren mittlerweile neue Konstellationen und Strukturen. Mutter Sybille (Juliane Kühler), die ebenfalls in der Verlagsbranche tätig ist, hat sich mit dem sehr viel jüngeren Möbeldesigner Marc (Jeremy Mockridge) zusammengetan; und Sams jüngerer Bruder Frederick (Jeremias Meyer), genannt „Fritzi“, täuscht nur noch vor, für die angestrebte Pianistenlaufbahn zu üben. In diesem bildungsbürgerlichen Wohlstandmilieu wirken die verwöhnten, privilegiert aufgewachsenen Kinder als Gescheiterte, die die Erwartungen ihrer Eltern offensichtlich nicht erfüllen können und die orientierungslos in einem zunehmend unbehausten Leben stehen. Da ergreifen die beiden auf der Suche nach einem Refugium die Flucht, um heimlich im Ferienhaus der Familie auf der Kanaren-Insel Lanzarote einzuchecken. Denn, so lautet eine weitere Kapitelüberschrift: „Man muss den Ort finden, von dem man nicht wegläuft.“ Doch zu ihrer Überraschung hat sich dort bereits ihr Vater eingerichtet, um seine Memoiren zu schreiben.
In der Folge werden die Einöde der staubigen Vulkaninsel und das zum Verkauf stehende Familiendomizil, das mit Kindheitserinnerungen aufgeladen ist, zu gefährdeten Orten, die alles Idyllische und Unschuldige längst verloren haben und nurmehr als letzter Unterschlupf für prekäre, vom Scheitern bedrohte Künstlerexistenzen fungieren: „Plötzlich waren wir zu dritt und die Insel verloren.“ Mit dem überraschenden Eintreffen von Sybille und Marc wird das Anwesen schließlich zum Austragungsort heftiger Familienkämpfe. Mit ebenso witzigen wie schneidenden Dialogen sezieren Aaron Arens und sein Drehbuchpartner Lukas Loose eine Familie von Ego-Shootern, die den einstigen Zusammenhalt verloren haben und in einem permanenten Gegeneinander gefangen sind. Dabei wird besonders am übermächtigen Image des schillernden Vaters gekratzt, der überaus eloquent und geistreich zwischen Frust und Überheblichkeit changiert. Als nachdenkliche Komödie verbindet der Film in unterhaltsamer Form die Entzauberung väterlicher Autorität mit der Parodie eines Milieus sowie mit einer von einem Abnabelungsprozess angetriebenen Coming-of-Age-Geschichte, deren Ende trotz gegenteiliger Behauptung einen Neubeginn verheißt.