„The best holidays ever“, versprechen sich die Freundinnen Tara, Skye und Em bei ihrer Ankunft in der Ferien- und Partystadt Malia auf Kreta. Dabei wirken die drei jugendlichen Mädchen ziemlich aufgekratzt, übermütig und überdreht. Sie wollen Spaß haben und hoffen auf Sex. Dafür geben sie sich erwachsener als sie sind. Angestrengt, fast zwanghaft sind sie bemüht, ihre Unsicherheit und mangelnde Erfahrung mit allerlei Albernheiten zu überspielen und dabei fortgesetzt Banalitäten auszutauschen. Der Schein bestimmt ihr Bewusstsein und umhüllt sie wie zum Schutz mit Äußerlichkeiten. Und doch gibt es immer wieder auch Momente, in denen die Fassade eines aufgesetzten Enthusiasmus bröckelt und echte Gefühle der Freude oder aber der Verletzlichkeit auftauchen. Doch meistens werden diese zerrieben im Spannungsfeld zwischen individuellem Geltungsbedürfnis und sozialem Gruppendruck.
Die britische Regisseurin Molly Manning Walker, die ihren Debütfilm „How to have sex“ auf der Grundlage eigener Jugenderfahrungen entwickelt hat, beobachtet das selbstvergessene Treiben der drei jungen Frauen sehr genau und mit langem Atem. Dabei taucht die Handkamera des Kanadiers Nicolas Canniccioni mit dokumentarischem Gespür ein in die wüsten, von Alkohol enthemmten Partyexzesse der vergnügungssüchtigen Jugend. Sehr nah und intim registriert sie die ritualisierten Abstürze im Dauersuff, die alle echten Sehnsüchte und Bedürfnisse wegzuspülen scheinen. Vor allem Tara (Mia McKenna-Bruce) hofft auf ihre sexuelle Initiation. Doch die wenigen vertraulichen Begegnungen mit dem gleichaltrigen Badger (Shaun Thomas), der ihren Wunsch möglicherweise aufrichtig teilt, werden immer wieder von der Dynamik der Umstände torpediert. Und so landet sie schließlich eher unfreiwillig und zufällig in den Armen eines Jungen, der selbst von seinen Kumpels als „absouter Albtraum“ bezeichnet wird. Lust- und teilnahmslos und mit eher wenig Einverständnis erlebt Tara so ihr erstes Mal.
Vor dem Hintergrund dieser unguten, enttäuschenden Erfahrung bekommt Taras vermeintlich toughe Fassade aus dicker Schminke und angestrengter guter Laune merkliche Risse. „Let’s get fucked up!“, spornt sie mit großer Klappe sich und ihre Freundinnen an. Doch diese Großspurigkeit steht in deutlichem Kontrast zu ihrem billigen „Angel“-Halskettchen und verletzten Gefühlen, die sich nur noch mühsam verstecken oder unterdrücken lassen. Immer häufiger steht Tara, die sich benutzt und missachtet fühlt, gedankenverloren neben sich, was Manning Walker durch eine Unterbrechung der akustischen Dauerberieselung vermittelt. Außerdem stellt sie eine Nähe zu Tara her, indem sie deren zentrales Erlebnis in einer Rückblende erzählt, die das Publikum gewissermaßen mit einem Wissensvorsprung gegenüber den Figuren in das Geschehen „einweiht“.
Taras unfreiwilliges, zunehmend nachdenkliches Innehalten macht schließlich und vor allem eine gestörte Kommunikation und Sprachlosigkeit zwischen den Jugendlichen sichtbar. Trotzdem deuten der Schluss und Romys Abspannsong auf eine Anteilnahme, die zeigt, dass die Heldin trotz allem nicht allein ist: „You don’t have to be strong / Don’t go through it all alone“.