Ein Paar kauft ein in einem Baumarkt, renoviert ein altes Bauernhaus irgendwo in Niederbayern auf dem Land. Schweigsam lösen Janne (Aenne Schwarz) und Piet (Andreas Döhler) die abgenutzten Tapeten ab. Etwas ist vergangen, etwas Neues soll beginnen. Weil die beiden mit ihrem Verlag gescheitert sind, hängen sie jetzt beruflich in der Luft, aber auch ihre Beziehung scheint festgefahren zu sein. Janne und Piet sind ironisch miteinander, trinken zu viel Alkohol, haben Sex. Das alles wirkt nüchtern, eingespielt, lustlos. Der mögliche Übergang ins Neue scheint eher im Gewohnten zu verharren. In München, wo sie noch eine gemeinsame Wohnung haben, regeln sie die Details der Insolvenz, packen Kisten. Ins Triste der Abwicklung mischt sich ein Funken Hoffnung: Janne trifft Robert (Tilo Nest), bei dem sie früher als Babysitterin gearbeitet hat und der ihr jetzt eine Vertretungsstelle als Cheflektorin anbietet.
Es dauert eine Weile, bis Janne zum ersten Mal etwas sagt. Die junge Frau wirkt passiv, gelangweilt, auch ein bisschen resigniert. Sie verstellt sich, passt sich an, scheut Konflikte. Manchmal kann sie nur mühsam ihre Fassade aus Stärke und Unabhängigkeit aufrecht erhalten. Janne macht mit, auch wenn sie keine Lust dazu hat. Bei einem Klassentreffen geht sie aus sich heraus, trinkt wieder einmal zu viel, tanzt wild und ausgelassen zu Iggy Pops „Passanger“. Dann lädt sie den ebenfalls betrunkenen Martin (Hans Löw), den Schwager ihres zukünftigen Chefs, zum Übernachten ein. Der verdruckste, etwas unbeholfene, jetzt aber enthemmte Biedermann will mehr als Janne will. In der zweideutigen Situation kommt es zwischen Ernst und Spiel und Kontrollverlust zu einer Vergewaltigung, die Janne mit schwachem Widerstand über sich ergehen lässt. Sie möchte auch später, als Martin sich verschämt und reumütig entschuldigt, nicht viel Aufhebens davon machen: „Ich will gar nichts.“
Eva Trobisch konzentriert sich in ihrem nachhaltig beeindruckenden Spielfilmdebüt „Alles ist gut“ ganz auf ihre Protagonistin, deutet dafür Hintergründe nur an oder lässt sie im Unscharfen. Hinter Jannes scheinbar duldsamer Passivität steht das Selbstverständnis einer starken, unabhängigen Frau, das nicht nur durch den sexuellen Übergriff Risse bekommt. Ihr Freund Piet zeigt sich, frustriert von seiner prekären Situation, öfters gereizt, gekränkt und aggressiv. Während ihre Beziehung dem Scheitern entgegengeht, wächst der innere und äußere Druck auf Janne von allen Seiten. Verbunden mit einer allgemeinen Sprachlosigkeit, entsteht eine psychisch wirksame klaustrophobische Enge, deren zunehmende Intensität sich auf den Zuschauer überträgt. Im realistischen Setting von Eva Trobischs ungemein spannendem Film gibt es dafür keine Entlastung. Unter den Anzeichen von Jannes sich zögerlich artikulierendem Widerstand wird der Druck zum Schluss hin sogar noch erhöht.