Mina (Pegah Ferydoni) mag Fußball und Komödien. Die etwa 30-jährige Elektrotechnikerin aus der zentraliranischen Metropole Isfahan ist zudem selbstbewusst und emanzipiert genug, um ihr eigenes Geld verdienen zu wollen. Ihr zukünftiger Ehemann sollte deshalb einen ähnlichen Bildungsabschluss haben wie sie und möglichst ihre Interessen teilen. Mit einer traditionell arrangierten Ehe unter Mitwirkung eines Heiratsvermittlers will es deshalb nicht recht klappen. Auch die Blind Dates, mit denen der Anästhesie-Arzt Kian (Hadi Khanjanpour) in München auf Partnersuche ist, bringen nicht den gewünschten Erfolg. Seine pragmatische Nüchternheit lässt sich kaum mit den romantischen Vorstellungen seiner Gegenüber verbinden. Obwohl in Deutschland sozialisiert, ist Kian in den Traditionen seiner iranischen Herkunftsfamilie verwurzelt. Und so entscheidet schließlich auch er sich für eine arrangierte Ehe.
Susan Gordanshekan erzählt in ihrem Langfilmdebüt „Die defekte Katze“ diese Exposition mittels einer Parallelmontage, so dass es nicht verwundert, wenn ihre beiden Protagonisten vier Monate später ein verheiratetes Paar sind. Minas Ankunft im fremden Land wird trotz ungewohnter Freiheiten freilich von kleineren und größeren kulturellen Unterschieden irritiert. Der umsichtige, stets rücksichtsvolle Kian versucht diese Unsicherheiten, die nicht zuletzt auch sprachliche sind, sanft abzufedern. Dabei merkt er nicht, dass er seine freiheitsliebende, lebenshungrige Frau insgeheim dominiert. Diese findet keine Arbeit und sucht Abwechslung in einem Schwimmbad oder beim Tanzen in der Diskothek. Vor allem aber kauft sie sich eine eigenwillig „unangepasste“ Katze mit einem „Gendefekt“, die auf Kian unheimlich wirkt und die bald zum Sinnbild der kriselnden, wenig geerdeten Beziehung der „Zweckverheirateten“ wird.
Einmal, mitten im Prozess ihrer langwierigen Annäherung, sagt Kian: „Wir sind zwei Fremde.“ Beide stecken in ihren unterschiedlichen Erwartungen und Ansprüchen fest, die paradoxerweise bei dem im Westen aufgewachsenen Kian traditioneller ausgerichtet sind als bei der verhalten neugierigen Mina. Ihr Fremdheitsgefühl und ihre geheimen Wünsche werden aber nicht rationalisiert; stattdessen grundieren sie subtil die Bilder des behutsam erzählten Films. In einer Traumsequenz begegnet sich das Paar, festlich angezogen, unter Wasser im Schwimmbad. In diesem Bild steckt die ganze Ambivalenz einer Nähe, die gleichzeitig in einer schier unüberwindlichen Distanz gefangen ist. Susan Gordanshekan, selbst Tochter iranischer Einwanderer, lotet in ihrer „umgekehrten Liebesgeschichte“ diesen Abstand kenntnisreich und differenziert aus. Und sie findet schließlich eine schöne Wendung, um das Ende einer scheinbar unmöglichen Beziehung in die Hoffnung eines Neuanfangs münden zu lassen.