Totone (Clément Faveau), der eigentlich Anthony heißt, ist ein junger, übermütiger und impulsiver Mann. Auf einem Volksfest einer kleinen Gemeinde im französischen Jura zwischen den Dörfern Pimorin und Orgelet stellt er sich sturzbetrunken auf die Bühne, um unter dem Gegröle und den Anfeuerungsrufen der ausgelassenen Besucher die Hose runter zu lassen. Später in der Nacht ist der 18-Jährige mit den roten Haaren und dem sonnenverbrannten Gesicht dann zu müde und betrunken für den Sex mit Aurore, die ihn daraufhin mehr oder weniger rausschmeißt; bis ihn sein Vater, der eine Käserei betreibt, aufgabelt und wortlos nach Hause fährt. Diese stille Fahrt durch den heraufziehenden Morgen, wenn ein leichter Morgennebel über der von Bergen gesäumten Wiesen- und Waldlandschaft liegt, fungiert als Kontrast zum hitzigen Volksfesttreiben und ist zugleich eine Hommage an die Landschaft, in der die junge Filmemacherin Louise Courvoisier aufgewachsen ist und die hier ihren Debütfilm „Könige des Sommers“ („Vingt dieux“) mit Laiendarstellern gedreht hat.
Darin zeichnet sie sehr direkt, sinnlich und authentisch das Bild einer mitleidlosen Jugend unter rauen, bäuerlichen Bedingungen. Mit subjektivem Blick und Handkamera folgt sie ihrem zunächst ruhelosen und unkontrollierten Helden, seinem Macho-Gehabe unter Kumpels und einem gewalttätigen Streit, als er sich am nächsten Abend mit Freunden von Aurore anlegt. Es kommt aber noch schlimmer, denn sein Vater stirbt im Vollrausch bei einem Autounfall, den sein Sohn vielleicht hätte verhindern können. Totone verdrängt seine Schuldgefühle. Allein und auf sich gestellt, muss er nun Verantwortung für sein Leben, den Hof und vor allem seine kleine, 7jährige Schwester Claire (Luna Garret) übernehmen. Er findet kurzfristig einen Job, verliert ihn aber wieder, weil er mit den beiden Söhnen seines Chefs in jene gewalttätige Auseinandersetzung geraten ist. Und dann beginnt er auch noch eine nicht ganz uneigennützige Beziehung mit der Jungbäuerin Marie-Lise (Maïwène Barthélemy), der Schwester seiner Intimfeinde.
Die Beziehungen, ihre psychischen Dynamiken sowie die ländlichen Schauplätze sind in der überschaubaren Handlung von Louise Courvoisiers vitalem und sehr realistischem Film eng miteinander verfugt. Dabei beinhaltet er auch dokumentarische Passagen, etwa wenn die Geburt eines Kalbes, ein Stockcar-Rennen oder auch die Käseherstellung gezeigt werden. Vor allem letzteres wird für Totone zur selbst gestellten, ehrgeizigen Aufgabe, als er in mehreren Anläufen und mit unlauteren Tricks versucht, einen Comté herzustellen, um die hochdotierte Medaille zu gewinnen. Zwar scheitert er immer wieder und scheint dabei zunächst jeglichen Rückhalt zu verlieren; er wächst aber auch an seinen Verlusten und kleinen Erfolgen; und schließlich findet er fast verschämt und mit einem Augenzwinkern zu seinen Freunden und Beziehungen zurück.