Die Steinhäuser des kleinen Dorfes stehen vereinzelt in der kargen Hochgebirgslandschaft des nepalesischen Himalaya. Dessen schroffe, teils schneebedeckten Kämme bilden die majestätische Horizontlinie vor dem nahen, tiefblauen Himmel. In den extrem hoch gelegenen Siedlungen geht das buddhistisch geprägte Leben mit seinen Bräuchen und religiösen Ritualen seinen traditionellen Gang. Gebetsfähnchen flattern im Wind, Schiefersteine werden graviert, eine Hochzeit wird vorbereitet. Die schöne Pema (Thinley Lhamo) heiratet nach polyandrischem Brauch gleich drei Brüder. Doch da Karma (Sonam Topden) als Mönch ins Kloster geht und der kleine, freche Dawa (Karma Wangyal Gurung) noch ein Schuljunge ist, wird der Bauer Tashi (Tenzin Dalha) zu ihrem „eigentlichen“ Ehemann. „Ein Haus wird erst zu einem Zuhause, wenn alle glücklich sind“, sagt der Rinpoche (Loten Namling). In einer langen, kunstvollen Plansequenz, die das Geschehen indirekt durch einen Spiegel vermittelt, sitzen die Brüder beim genussvollen Essen zusammen. Durch Pema fühle sich das Haus jetzt lebendig an, sagt Tashi. Doch bald bricht er mit einer Karawane zu einer mehrmonatigen Handelsreise nach Lhasa auf.
Der nepalesische Regisseur Min Bahadur Bham erzählt die Geschichte seines epischen Films „Shambhala“, dessen Titel auf ein legendäres, mythisches Königreich des Einklangs von Mensch, Natur und Geist verweist, in einem ruhigen, meditativen Rhythmus. Dieser passt sich gewissermaßen den natürlichen Gegebenheiten der Landschaft und der langsamen Lebensweise seiner Bewohner an. Mit ethnologischem Interesse zeigt der Filmemacher deren sorgsames Tun bei der Feldarbeit mit den Yaks, aber auch traditionelle Tänze und Gesänge. Weil Dawa ein problematischer Schüler ist, kommt es zu einer folgenschweren Begegnung zwischen Pema und dem dichtenden Dorfschullehrer Ram Sir (Karma Shakya). Als bald darauf Pemas Schwangerschaft bekannt wird, machen Gerüchte die Runde, die auch Tashi in der Ferne erreichen. Als dieser daraufhin von seiner Reise nicht zurückkehrt, begibt sich Pema auf die Suche nach ihm, zunächst widerwillig und schweigsam begleitet von Karma.
„Du wirst mehr finden als das, was du suchst“, sagt der Rinpoche beim Abschied und deutet damit bereits an, dass Pemas Reise letztlich eine spirituelle ist, auf der die äußere Landschaft mit ihren markanten Stationen und Veränderungen zum Spiegel von Pemas innerem Erleben wird. Als starke, widerständige Heldin verbindet sie ein modernes Frauenbild mit traditionellen buddhistischen Grundsätzen und interpretiert so auf neue Weise die Vorstellungen von Vergänglichkeit und Wiedergeburt, aber auch die Praxis einer liebenden Ehefrau. Wiederholt fügt Min Bahadur Bham poetische, durch Schwarzweiß und Zeitlupe markierte Traumsequenzen in den Fluss der Erzählung ein. Tashi wird nach einem Prozess der Läuterung schließlich heimkehren und Pema, die auf sein Vertrauen hofft, wird ihm dort begegnen. Doch ihre spirituelle Reise, die sie als Glück und „tiefe Befreiung“ erlebt, ist damit nicht zu Ende. Noch unterwegs, sagt sie einmal: „Es geht um das Schicksal. Wir müssen unseren eigenen Wegen folgen.“ Und dabei spielt die Wiedergeburt, verkörpert durch ihre Schwangerschaft, eine wesentliche Rolle.