Der Film beginnt mit einem Rollenspiel: Vor roter Hintergrundtapete erzählt eine junge Frau frontal zum Zuschauer vom traumatischen Erlebnis ihrer ersten Regelblutung im Alter von 11 Jahren, als der Blutausfluss aufgrund einer Gerinnungsstörung nicht aufhören wollte; und von der Scham, die diese Erfahrung bei ihr auslöste. Nach einem Gegenschnitt entpuppt sich die Geschichte als fiktiv, inszeniert für einen bevorstehenden Pitch-Workshop, bei dem Vera (Asta Kamma August) und ihr Freund und Geschäftspartner André (Herbert Nordrum) eine Gesundheitsapp für Frauen vorstellen wollen. Mit ihrem für den globalen Markt entwickelten Produkt, das den Namen der schmerzlindernden Göttin Epione trägt, möchten sie einen Investor gewinnen, der ihrem kleinen Start-up-Unternehmen die Anschubfinanzierung sichert. Man sieht in diesen ersten Szenen von Ernst De Geers Film „Hypnose“, wie das Eigentliche vom Uneigentlichen überformt wird und sich das Verhalten und Reden der beiden Entwickler vom nur Vorgespielten nährt. Die „Work-Life-Beziehung“ von Vera und André, die sich in einer farbigen, warmen und gepflegten Ikea-Wohnung abspielt, beruht auf einer bewussten Selbsttäuschung.
In dieser Scheinwelt sind entgegen dem ersten Eindruck die Geschlechterrollen ungleich und in gewisser Weise traditionell verteilt. Auch wenn André als Hausmann und verständnisvoller Partner vorgestellt wird, ist er im Geschäftlichen der Dominante, dessen Entscheidungen sich Vera anpasst. Bei einer Hypnotherapeutin, bei der Vera mit Hilfe von Hypnose ihre „schlechte Angewohnheit“ des Rauchens loswerden will, steht deshalb offensichtlich noch mehr zur Disposition. Sie habe das Gefühl, sagt Vera, sie stehe immer nur neben sich und würde keine eigenen Entscheidungen treffen; worauf ihr die Therapeutin etwas „Radikales“, eine „magische, mystische Reise“ vorschlägt. Tatsächlich scheint Vera nach ihrem Erwachen verändert zu sein. Zunächst eher unmerklich wie von einer schwebenden Leichtigkeit beseelt, stößt ihr neues, selbstbewussteres Verhalten zunehmend auf Verwunderung und löst vor allem bei André verständnislose Irritationen und Hilflosigkeit aus. In unmerklichen Übergängen und Verschiebungen scheint sich die Wirklichkeit der Täuschung zu erwehren.
Beim „Shake Up“-Workshop in einem hochmodernen Tagungshotel mit dem sanften Pitch-Guru Julian (David Fukamachi Regnfors) spitzt sich dieser Konflikt schließlich zu. Hier, wo alle „Theater spielen“, um sich zu präsentieren und etwas zu verkaufen, wo unablässig nichtssagende Floskeln ausgetauscht werden und das gezwungene Verhalten immer wieder ins Peinliche kippt, stößt Veras wiedergewonnene Echtheit zunehmend auf Unverständnis. Ihr plötzlich verändertes, ab einem bestimmten Moment Grenzen missachtendes Verhalten provoziert, verstört und verstößt offensichtlich gegen soziale Normen. Wie sein Landsmann Ruben Östlund mit seinen Filmen, so beobachtet auch Ernst De Geer in einem zeitlich und örtlich begrenzten Rahmen das Aufeinanderprallen individueller Abweichung und gesellschaftlicher Konventionen. Indem die Protagonistin Erwartungen enttäuscht und die geforderte Anpassung aufkündigt, entlarvt sie die hohlen Regeln, nach denen die Welt angeblich funktioniert. Der schwedische Regisseur beschreibt das Milieu seines Films realitätsnah und zugleich satirisch. Nachdenklich verbindet er die Beobachtung sozialen Verhaltens mit Fragen der Identität. Denn schließlich müssen Vera und André in ihrer Beziehungskrise erst etwas über sich selbst lernen, um wieder zueinander finden zu können.