Challengers – Rivalen

(USA 2024; Regie: Luca Guadagnino)

Beziehungsspiele

Seit ihrer gemeinsamen Internatszeit sind Art Donaldson (Mike Faist) und Patrick Zweig (Josh O’Connor) wie zwei unzertrennliche Brüder, denen man deshalb den Spitznamen „Fire & Ice“ gegeben hat. Im heißen Sommer des Jahres 2019 stehen sie sich in New Rochelle, New York als erbitterte Gegner im Finale eines eher unbedeutenden Tenniswettbewerbs gegenüber. Während der Profispieler Art, der nach einer Verletzung in einem Formtief steckt, mit einem erwartbaren Turniersieg seine Krise zu überwinden hofft, um sich für die US Open zu empfehlen, versucht der ziemlich abgebrannte, aber charmante Patrick, der im Auto oder in fremden Betten übernachtet, mit den Preisgeldern zweitklassiger Turniere über die Runden zu kommen. Die ehemaligen Freunde haben sich lange nicht gesehen beziehungsweise nur aus der Ferne wahrgenommen. Der Grund heißt Tashi Duncan (Zendaya), sitzt – gewissermaßen als dritte Mitspielerin – unter den Zuschauern in der Mitte des Center-Courts und wird mit einem dramatisch schnellen Zoom ins Zentrum des Bildes gerückt. Einst mit Patrick liiert, trainiert die ehemalige Tennisspielerin jetzt ihren Mann Art.

Von dieser Rahmenhandlung aus, die zugleich die Konflikte von Luca Guadagninos neuem Film „Challengers – Rivalen“ metaphorisch verdichtet, springt das Beziehungsdrama zurück in das Jahr 2006. Damals verlieben sich die beiden Freunde bei einem Juniorenturnier, wo sie als siegreiche Doppelpartner reüssieren, unsterblich in die umschwärmte und umjubelte Finalsiegerin Tashi, die nicht nur schön und begehrenswert ist, sondern vor allem ehrgeizig und kämpferisch. Das Tennisspielen vergleicht sie kühl mit einer Beziehung. Und wer sich ihre Liebesgunst erhoffen will, muss deshalb erst mal auf dem Tennisplatz erfolgreich sein. Als Patrick im Junior-Finale gegen Art gewinnt, ist also er zunächst er Glückliche; und nach einem spielerischen, scheinbar unbeschwerten Auftakt zu einer Dreiecksbeziehung trennen sich so die Wege der Freunde. Als sich Tashi drei Jahre später bei einem wichtigen Spiel schwer verletzt und ihre Karriere beenden muss, wird sie zu Arts Frau und Trainerin, die offensichtlich mit kühler Berechnung ihre eigenen verlorenen Ambitionen kompensiert respektive auf Art überträgt.

Luca Guadagnino erzählt diese leidenschaftliche Beziehungsgeschichte auf mehreren Zeitebenen, die er kunstvoll miteinander verbindet. Dynamisiert wird diese komplexe Handlungsstruktur nicht nur durch treibende, pulsierende Technobeats, die selbst noch Dialoge in einen Schlagabtausch verwandeln, sondern auch durch packende, geradezu actiongeladene Tennisspielszenen. Aus diesen ragt natürlich das finale Match mit seinen visuellen Stilisierungen heraus, die den athletischen, schwitzenden und nackten Männerkörper mit voyeuristischer Lust feiern und im spannenden Zweikampf um den Sieg die Zeit bis zum fast völligen Stillstand dehnen. Modern und poppig, sinnlich und verschachtelt erzählt, fügt sich das Puzzle der Handlung allmählich zusammen, ohne ein vollständiges Bild liefern zu wollen. Zugleich nutzt Guadagnino das Tennisspiel, um darin das Duell um eine allzu dominante, gewinnorientierte Frau und das Ringen um eine wahre Freundschaft jenseits von Rivalitätsdenken und Profitstreben zu spiegeln.

Challengers – Rivalen
USA 2024 - 131 min.
Regie: Luca Guadagnino - Drehbuch: Justin Kuritzkes - Produktion: Luca Guadagnino, Zendaya, Amy Pascal, Rachel O'Connor - Bildgestaltung: Sayombhu Mukdeeprom - Montage: Marco Costa - Musik: Trent Reznor, Atticus Ross - Verleih: Warner Bros. Pictures - Besetzung: Zendaya, Mike Faist, Josh O'Connor
Kinostart (D): 25.04.2024

IMDB-Link: https://www.imdb.com/title/tt16426418/
Foto: © Warner Bros. Pictures