„Warum machen wir diesen Film und warum jetzt?“, fragt Pepe Danquart gleich zu Beginn aus dem Off den Künstler Daniel Richter, als hätte dieser selbst das filmische Portrait über ihn in Auftrag gegeben. Die Antwort des eloquenten Malers fällt etwas sprunghaft und ungeordnet aus. Jenseits eines planen Künstlerportraits solle der Film sicht- und überprüfbar machen, was eine bestimmte Form von Kunst auf verschiedenen Ebenen leiste, und zwar sowohl in Bezug auf ihre Herstellung als auch im Hinblick auf ihre Vermarktung. Warum sich das Medium Film für dieses bilanzierende Dokumentieren besonders eignet, bleibt etwas unklar, denn Richter selbst weist auf die Differenz zwischen seinen Bildern und ihrer filmischen Abbildung hin. Allerdings scheint ihn auch jenes mediale Bild zu interessieren, das als Selbstinszenierung Auskunft darüber gibt, wie er selber „funktioniere“.
Der Filmemacher Pepe Danquart nimmt den international erfolgreichen Maler Daniel Richter diesbezüglich jedenfalls beim Wort und zeigt ihn vor allem und ausführlich bei der Arbeit in seinem Berliner Atelier. Auf großen Leinwänden entwickelt der Künstler mit dem Spachtel Farbflächen, die er mit der Hand verwischt und dann mit geschwungenen Linien konturiert. Die Formen, die dabei entstehen machen grotesk verzerrte menschliche Körper erahnbar. Figuratives und Abstraktes, das zu Beginn seiner Karriere Richters überbordend detailreichen Bilder dominierte, verbinden sich so zu Geschichten, die sich auf politische Weise beispielsweise mit Krieg und Unterdrückung, Flucht und Migration beschäftigen. Aus wenigen biographischen Angaben erfahren wir, dass der 1962 geborene Richter vor seinem Kunststudium in der Hamburger Hausbesetzerszene aktiv war und – inspiriert von der Populärkultur und den Massenmedien – zunächst Konzertplakate und Plattencover für Punkbands entwarf.
Von hier her rührt auch der Widerspruch zwischen Kunst und Kommerz, dem Pepe Danquarts in Cinemascope gedrehter Film „Daniel Richter“ in zweiter Hinsicht auf der Spur ist: „Wie politisch kann ein Künstler in einem Umfeld des kapitalistischen Luxuswarenhandels sein?“ Er begleitet den Maler zu Empfängen, zu Vernissagen in New York und Paris und zeigt Auktionen, bei denen dessen Bilder zu hohen Preisen versteigert werden. Zwar bleibt Richter als Teil des Systems in diesen Widersprüchen gefangen, nutzt sie aber produktiv, indem er seine Bilder „politisiert“ und auch als Persönlichkeit erfrischend unkonventionell, ungezwungen und reflektiert bleibt. In etlichen Szenen geben befreundete Künstler, zum Beispiel Jonathan Meese und Tal R, sowie Sammler und Galeristen auf teils witzige Weise Auskunft über Daniel Richter und sein stilistisch vielgestaltiges Werk. Daneben ist es aber vor allem der Portraitierte selbst, der in dem motivisch eher locker und ausschnitthaft gegliederten Film mal launisch, mal konzentriert über seine Kunst spricht und seine Arbeitsweise erklärt.