Richard Curtis, etabliert und verehrt als Experte für die britische Wohlfühlkomödie, hat mit „About Time“ Großes vor. Es geht um Liebe, Familie und darum, wie wir mit der Zeit umgehen sollten, die wir haben. So türmen sich durch die Zeitreise als fantastisches Zusatzelement in dieser romantischen Komödie die großen philosophischen Fragen auf und lassen einen tragischen Kampf mit dem ewigen Konjunktiv erwarten.
Zu seinem 21. Geburtstag berichtet ihm sein Vater (Bill Nighy), Tim (Domhnall Gleeson) könne, wie alle Männer in seiner Familie, in der Zeit zurückreisen, solange es die eigenen Erlebnisse und Erinnerungen betrifft. Darüber, dass Tim die Sache dann nicht mit dem angebrachten britischen Understatement angeht, muss man sich keine Sorgen machen – ganz nach dem Vorbild des Vaters, der die Fähigkeit ernsthaft dazu genutzt hat, Bücher zu lesen. Tim versucht zunächst, kleine Ungeschicklichkeiten im Umgang mit dem anderen Geschlecht zu korrigieren, und schließlich seine Traumfrau Mary (Rachel McAdams) erneut kennenzulernen, weil er das erste Treffen durch eine andere kleine Korrektur versehentlich ungeschehen gemacht hat.
Es ist ein sympathischer und leichtfüßiger Umgang mit dem schwierigen Thema Zeitreise, den man hier geboten bekommt. Alle Beteiligten sind so nett in diesem Film, ein bisschen schräg, doch gerade deshalb liebenswert – aber nie so sehr, dass es womöglich unangenehm werden könnte. Man kennt die bescheidene, unsichere und trotzdem coole Art von Richard Curtis‘ Hauptfiguren, diese ekelhaft selbstironische Souveränität. Es ist schwer zu fassen, was einen daran stört, was man ihnen vorwerfen soll, dass sie so warmherzig sind, dass sie einfach wissen, was richtig und was falsch ist, es einem aber nicht auf die Nase binden und trotzdem an sich selbst zweifeln.
Ein im Kern gefestigter Charakter wie Tim erliegt jedenfalls keinerlei Versuchung, nicht mal Charlotte (Margot Robbie), dem viel zu gut aussehenden Jugendschwarm, womit er Mary guten Gewissens heiraten kann. Aber egal, was passiert, das Gefühl bleibt, dass Bescheidenheit die schlimmste Form von Eitelkeit ist und dass damit nur bestehende Machtstrukturen gefestigt werden. Interessanterweise hindert diese Haltung den Film aber nicht daran, noch ein bisschen ins Epische auszuarten, ein bisschen die großen Fragen des Lebens anzusprechen und durch die oberflächliche Art der Auseinandersetzung im Keim zu ersticken. Die Zeitreise funktioniert am besten als komisches Element und wird auch gerne dafür eingesetzt, spätestens bis die romantische Komödie dann in eine Art Familiendrama überblendet.
Jetzt muss das kaputte Leben der engelhaften unreifen Schwester in Ordnung gebracht werden, was daran scheitert, dass Tims Sohn zurück in der Gegenwart nicht mehr derselbe ist, ein kleines Detail, das sein Vater ihm bis dahin verschwiegen hat. Zuletzt bemüht Tim die Fähigkeit schließlich dazu, jeden normalen Tag noch ein zweites Mal zu erleben und diesmal in seiner ganzen Schönheit wahrzunehmen – für das Publikum erkennbar, weil diesmal mit sentimentalem Gesäusel und Klavier unterlegt.
„About Time“ ist für manche eine versteckte Perle des zutiefst menschlichen und tiefsinnigen Kinos und strotzt nur so vor Wahrhaftigkeit, was vielleicht daran liegt, dass viele sich in diesem Status Quo, den der Film propagiert, ganz wohl fühlen und bei der versöhnlichen Botschaft, dass in einem durchschnittlichen Leben in der gehobenen Mittelklasse die große Schönheit liegt, erleichtert aufatmen. Aber auch wenn es anders wäre, könnte Tim uns davon nichts erzählen, weil er den Ausbruch nie gewagt hat, etwas frech aber sonst artig durch die Zeit reist und es schließlich wegen yolo sogar ganz bleiben lässt.
Was man Filmen dieser Art bei allem Verständnis für ihr Anbiedern beim Publikum und für ihre Angst vor allzu schweren Fragen am Ende vorwerfen muss, ist die Tatsache, dass sie so tun, als wäre es anders, als würden sie mehr wollen, dass sie einen einlullen mit ihrer Pseudo-Tragik und damit ein männlich dominiertes Rollenbild und eine problematische Biederkeit zu überspielen versuchen, dass sie sich anmaßen, uns weise Ratschläge über das Leben mitzugeben, ohne selbst wirklich gelebt zu haben.