Ein knuffiger kritischer Journalist, eben auf Druck eines rechten Moguls von seiner Zeitung entlassen, trifft durch Zufall bei einer Retro-Soul-Party seine einstige Babysitterin wieder: Er schwärmte damals als Knabe mit unfreiwilliger Erektion für sie; sie schwärmte damals als High School Girl für Müllrecycling – und ist nun die multitaskende US-Außenministerin mit optimiertem Image und einer irgendwie öko Agenda – und der Aussicht, bald auch als US-Präsidentin zu kandidieren. Die beiden werden ein Paar.
„Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“? Ja, eh. So lautet der long title von „Long Shot“. Er macht so richtig Lust auf die Synchronfassung und ist das Gewagteste an dieser Romantic Comedy, die uns erzählt, wie wichtig es ist, sich nicht zu stressen bei dem Versuch, es allen rechtmachen zu wollen, und die sich dabei stresst, es allen rechtzumachen.
Viele Hollywood-Filme sind typisch Hollywood auf eine Art, bei der das nicht weiter stört, sodass anderes zur Geltung kommen kann (und manches davon ist gut); „Long Shot“ hingegen ist typisch und meint es auch so. Das macht viel Druck und erzeugt dabei ein bisschen Charme. Wie denn aber auch nicht bei dieser Besetzung? Charlize Theron, seit 2011 die Dior-Goldmarie, mehrfach Comedy-bewährt, zuletzt aber beeindruckend als Action-Ikone („Platinum Blonde“); ihr gegenüber Seth Rogen, ewiger Stonerbubenbär mit Lachen im unteren Bassbereich, hier in einem Upgrade seiner frühen Erfolgskomödie „Knocked Up“. Sie beide hätten sich mehr Kontur und Pfiff verdient; so wie auch die MeToo-Bewegung, die hier ihre Spuren hinterlässt und höflich grüßt.
Konsens regiert. Er ist gegen Nazis, sie ist für Bäume. Unsympathische Männer mögen wir alle nicht. Easy Targets werden verspottet (etwa Bob Odenkirk als narzisstischer US-Präsident mit TV-Serien-Vergangenheit). Zum Glück bleibt alles strikt ausgewogen: Sein Buddy (O´Shea Jackson), eines der nicht-weißen Helferleins in der knuffigen „Rassen“-Hierarchie dieses Films, outet sich aus dem Nichts als begeisterter Republikaner und bigotter Christ. Ja, eh, wir sollten alle, und überhaupt mehr gemeinsam, und dass es bitte nicht zu linksliberal wird. Die Ministerin ist offenbar parteilos. Zu Beginn des Films wird ihre Figur als konsensbemüht eingeführt, er hingegen als unverblümt und kompromisslos (und irgendwie öko). Weil Regisseur Jonathan Levine mit politischen Positionierungen als Material hier aber deutlich weniger anfangen kann oder will als in seiner ganz netten Zombie-Männlichkeits-Satire „Warm Bodies“, bleibt das nicht so; vielmehr wird die Unterscheidung der Haltungen und Strategien in eine Unterscheidung der Lifestyles und Selbstpflege-Techniken. Demzufolge gilt sie dann alsbald als verkrampft, er als gut drauf; sie konsumiert nicht richtig, er bringt’s ihr bei. Er lehrt sie, sie selbst zu sein: Vergiss das Diktat der Ratings, die immer was von dir wollen. Sondern merk dir: Du musst einfach immer locker sein. Schau mehr „Game of Thrones“, nimm ein bisschen Ecstasy, trage Basecaps, hab auch mal Sex, fluche.
Und so reconnectet die Ministerin mit ihrem inneren Girl und bricht mit hantigen Beraterinnen, die für eine als bitchy gezeichnete Welt von miteinander redenden Frauen stehen, sodass er die Definitionshoheit behält. Er wichst am Laptop, sie liebt ihn dafür. Stand by your man, wenn er einen Ständer hat. Merke: Umwerfend aussehende intellektuelle Karrierefrauen finden übergewichtige arbeitslose Buben einfach süß, weil… ja, wie denn nicht? In früheren RomComs mussten die Typen sich noch bemühen, was gleichschauen und Geld haben.