Im Paris der beginnenden 1880er Jahre arbeitet der 40-jährige Bildhauer Auguste Rodin (Vincent Lindon) an seinem von Dantes „Göttlicher Komödie“ inspirierten Bronzeportal „Das Höllentor“, das für den Eingang des neuen Musée des Arts Décoratifs im Louvre gedacht ist. Unterstützt wird er dabei von seiner 24 Jahre jüngeren Schülerin Camille Claudel (Izïa Higelin), mit der ihn auch eine Liebesbeziehung verbindet. Zu Beginn von Jacques Doillons sehr konzentriertem Film „Auguste Rodin“, der den biographischen Stoff seines vielschichtigen Künstlerportraits in sanft ausschwingenden Fragmenten destilliert, sieht man die beiden im Werkstattgespräch über die Einzelskulptur „Der Kuss“ inmitten der Verdammten. In der Kunst der beiden spiegelt sich das Leben, besonders aber immer wieder ihre Beziehung, die durch Höhen und Tiefen zehn Jahre andauert. In ihren unterschiedlichen Interpretationen ihrer jeweiligen Werke zeigen sich wiederum Projektionen individueller Wünsche und Sehnsüchte.
Die schwierige, in Teilen aber auch schwerelose Beziehung zwischen dem eher melancholisch und nachdenklich wirkenden Rodin und der ebenso selbstbewussten wie lebenshungrigen Camille Claudel, die im Schatten des Meisters unter mangelnder Anerkennung leidet, bildet eine thematische Konstante des Films. Eng verknüpft ist diese mit der Beobachtung von Rodins schöpferischem Tun, seiner konkreten Arbeit in der Werkstatt sowie den Krisen und Selbstzweifeln, die das Ringen des Künstlers um Wahrhaftigkeit begleiten. Doillon gibt dieser wortlosen Spannung des Schaffensprozesses Raum und Zeit, indem er zusammen mit seinem Bildgestalter Christophe Beaucarne die Bewegungen der Figuren in langen Plansequenzen choreographiert. Die matte Farbigkeit seines Films, der teils an Originalschauplätzen gedreht werden konnte, korrespondiert dabei mit dem aus dem Dunkel skulptierten Licht beziehungsweise den schwach beleuchteten Körpern in der grau-schwarzen Werkstattdämmerung.
Indem Jacques Doillon fast dokumentarisch Rodins schöpferische Auseinandersetzung mit einzelnen zentralen Werken nachzeichnet, vermittelt er zugleich dessen wesentliche künstlerische Ideen. Während die geradezu spielerisch improvisierte Arbeit an einer Büste Victor Hugos und die Figurengruppe „Die Bürger von Calais“ noch verhältnismäßig glimpfliche Reaktionen provozieren, ist das Urteil seiner zeitgenössischen Auftraggeber über seine in jahrelangem Ringen geschaffene Balzac-Skulptur geradezu vernichtend. Denn obwohl Auguste Rodin, der sich immer wieder unverstanden fühlt, in seiner Arbeit pure, kraftvolle Lebendigkeit ausdrückt, sehen seine Kritiker darin nur einen „Haufen unförmiger Masse“. Tatsächlich habe ihn dieses Werk wie kein anderes verändert, bekennt der leidenschaftliche Bildhauer, dessen unbedingte Modernität der Film immer wieder unterstreicht. Diese zeigt sich nicht zuletzt auch in der Schönheit des Unvollendeten, von der Rodin sagt: „Mit dem Fleisch ist man nie fertig.“