Alles so schön bunt hier. Beim Einchecken im Grand Hotel Budapest kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: Das Interieur betört mit Farben und Formen, die opulente und bis ins kleinste Detail perfekte Ausstattung ein Genuss, das Personal so aufgebrezelt, dass es kaum wiederzuerkennen ist.
Unser Aufenthalt ist turbulent, wie auf einer Schlittenfahrt auf einer Piste mit Sprungschanze rasen wir durch die Filmgeschichte und erleben unter anderem den absurdesten Gefängnisausbruch aller Zeiten. Die Störungen im Betriebsablauf fallen aber harmlos aus. Selbst als Bilderbuchfaschisten das Hotel besetzen, gruselt’s uns kein bisschen, mit ein wenig Glück kann man den Bösewichten in diesem Film trickreich entkommen.
'Ich liebe Nostalgie', sagt Grandhotel-Director Wes Anderson, der vermeintliche Glanz Alteuropas zwischen den Weltkriegen hat es ihm angetan. Er trauert der 'Welt von gestern' nach, als der Page noch spurte und der Concierge wusste, was guter Service ist. Unpersönlich bleiben unsere Bekanntschaften in dieser ermüdend überbordenden Märchenkulisse, wir sind ehrlich gesagt auch gar nicht so versessen darauf, dass der damenbetörende Concierge, der in lebensbedrohlichen Situationen immer einen coolen Spruch auf den Lippen hat, auf unser Zimmer kommt.
Mit Wes Anderson waren wir bereits Tiefseetauchen, auf Selbsterfahrungstrip in Indien, im Pfadfinderlager und jetzt also im zunächst prächtigen, schließlich geschmackvoll abgewrackten Grandhotel. Es war schrecklich amüsant, aber nun sehnen wir uns zurück ins Wohnzimmer der Royal Tenenbaums, in dem man seine Neurosen noch pflegen konnte.
Auschecken bitte. Trinkgeld für den loyalen Lobbyboy. Nein, wir haben nichts aus der Minibar genommen, der Film ist schuld, dass wir ein wenig beschwipst wirken.
Diese Kritik ist zuerst erschienen in: KONKRET 3/2014