Die „Beschissenheit der Dinge', so der Titel von Felix van Groeningens letztem Film, lässt sich auch ohne weiteres auf den Beginn von „The Broken Circle Breakdown“ übertragen. So sehr die Eltern, die Ärzte und die Krankenschwestern sich bemühen, die Atmosphäre rund um die schwer erkrankte kleine Maybelle ist trostlos bis verzweifelt. Doch der Film tappt nicht in die Falle, ein weiteres Krebsdrama zu bebildern, er erzählt eine ganz andere Geschichte, die allein ein Blick auf die Eltern schon herausfordert: er der zottelige, vollbärtige Lebenskünstler-Typ, sie von Hals bis Fuß mit Tattoos verziert, Bildern und Erinnerungen aus ihrem Leben, ehemaligen Liebhabern, besonderen Eindrücken.
„The Broken Circle Breakdown“ springt frei und ungezwungen durch die Geschichte von Didier und Elise, ihrem unkonventionellen Leben – und ihrer großartigen Musik. In einer Bluegrass-Band. In Belgien. Was will man mehr? Bis der Schmerz sie – und den Film – wieder einholt. Und es nichts mehr zu retten gibt oder zu beschönigen. Aber auch da muss man durch, und wenn schon nicht die Liebe hilft, dann vielleicht noch die Musik, wenigstens.
Weit entfernt vom üblichen Formatkino, das zumeist in den ersten fünf Minuten bereits den weiteren, in geordneten Bahnen dahinplätschernden Verlauf skizziert, galoppiert van Groeningen quer durch sein mitreißendes Material, das mal ein Theaterstück war, aber sich kaum noch danach anfühlt, wohl aber vor hemmungslosen Emotionen fast auseinanderbricht, weil seine Charaktere so stark und so eigen daherkommen, dass es eine einzige Freude ist. Veerle Baetens als Elise und Johan Heldenbergh als Didier geben ihnen ein Gesicht und einen Körper und es ist so wertvoll für den Film, dass man sie zuvor (fast) noch nie gesehen hat, so sehr verschmelzen sie nun ohne die Last früherer Filme mit ihren Rollen. Und wie sie sich die Seele aus dem Leib spielen. Und mit Inbrunst ihre Musik zelebrieren. Genau das macht den Unterschied aus und kündet von der Seele dieses aufwühlenden und bezaubernden Films und von seiner Leidenschaft, die sich mit Worten kaum wiedergeben lässt, aber in jedem seiner Bilder, seiner Töne, seiner tiefempfundenen Gefühle steckt.