„The Bang Bang Club“ erzählt die auf wahren Ereignissen basierende Geschichte von vier Kriegsfotografen, die im Südafrika der frühen 1990er Jahre ihr Glück suchen: Greg Marinovich, Kevin Carter, Ken Oosterbroek und João Silva. Aus Sicherheitsgründen schließen sie sich zum Titel gebenden „Club“ zusammen. Schon bald sind sie erfolgreich und ihre Aufnahmen weltbekannt. Doch die Geschichte hat kein Happy End: Ken Oosterbroek wird 1994 bei Kämpfen erschossen. Kevin Carter begeht nur wenige Monate später Selbstmord.
Dem Regisseur Steven Silver, der selbst aus Südafrika kommt, geht es nicht darum, die politischen Bedingungen und Entwicklungen im Detail nachvollziehbar zu machen. Stattdessen rückt er Marinovich (Ryan Phillippe) in den Mittelpunkt des Films und erzählt eine Initiationsgeschichte samt Love Story, wobei wie im echten Leben die Bildredakteurin Robin (Malin Ackerman) den Gegenpart übernimmt. Auch die tragische Geschichte von Kevin Carter (Taylor Kitsch) bekommt etwas Zeit, sich zu entfalten. Doch im Großen und Ganzen funktionieren die Filmfiguren lediglich als Typen eines Genres: „The Bang Bang Club“ ist ein Actionfilm mit coolen Jungs und ein paar melodramatischen Elementen.
Einmal mehr soll eine dokumentarisch anmutende Ästhetik bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen für den Schein von „Authentizität“ sorgen. In subjektiven Kameraeinstellungen mit kurzen freeze frames werden dabei auch einige der bekannten Fotografien zitiert. Schon Christian Frei versuchte in seinem Dokumentarfilm „War Photographer“ aus dem Jahr 2001, den Akt des Fotografierens mit filmischen Mitteln zu reflektieren. Er ergänzte die Ausrüstung des Kriegsfotografen James Nachtwey – der auch 1994 beim Tod Oosterbroeks anwesend war – um eine Minikamera, die auf der Fotokamera befestigt wurde. Sie lieferte verwackelte Filmbilder, die stets den Auslöser im Anschnitt zeigten und Nachweys Motivfindung nachvollziehbar machen sollten. Dies lösten die Bilder zwar nicht ein, betonten aber immerhin ständig die Distanz zwischen Dokumentation und Kriegsfotografie. Silvers Nachinszenierungen im Spielfilmkontext dagegen wirken fragwürdig, zumal „The Bang Bang Club“ alle diskussionswürdigen Aspekte der Kriegsfotografie fast gänzlich ausblendet bzw. in allzu melodramatische Bahnen lenkt. Am Ende zeigt sich, dass „The Bang Bang Club“, der in enger Zusammenarbeit mit Greg Marinovich und João Silva realisiert wurde, vor allem als Hommage an die verstorbenen Freunde zu verstehen ist.
Wer sich aber dafür interessiert, was das für Menschen sind, die in Krisenregionen arbeiten, hinsehen, wo alle wegsehen wollen, welche Motivationen, Ansprüche oder Botschaften sie haben, ob oder wie sie sich gegen Instrumentalisierung wehren und was diese Arbeit psychisch mit ihnen macht, der muss sich anderswo umsehen und z.B. den ebenfalls streitbaren, aber in dieser Hinsicht viel ergiebigeren Dokumentarfilm „Shooting Robert King“ (Richard Parry, 2008) zu Rate ziehen.