Ein französisches Ehepaar reist auf Ferienfahrt im offenen Cabrio durch den Westen der USA. Die trockene Steppenlandschaft ist weit und der Himmel strahlend blau. In ihrem Kontrast spiegelt die Natur das angespannte Verhältnis des Paares. Während die schöne Romy (Diane Kruger) sich frei und entspannt fühlt und die neuen, überwältigenden Eindrücke genießt, zeigt sich der ebenso gelangweilte wie genervte Richard (Gilles Lellouche) demonstrativ desinteressiert. Überdies ist der gutbürgerliche Beau, der sich viel lieber amüsieren würde, sexuell frustriert. Dass er dies ausgerechnet zwei fremden Damen an der Bar gesteht und dabei seiner Frau auch noch vorwirft, keine Kinder bekommen zu können, wirkt nicht gerade glaubwürdig. Doch immerhin ist er dabei betrunken. Und diese Mischung aus Frust und Suff muss bei dem gutmütigen Macho schließlich für einen Vergewaltigungsversuch an seiner Frau herhalten. Doch Romy wehrt sich und schlägt zu und flüchtet anschließend kopflos in die Nacht.
Fabienne Berthauds Film „Sky“ mit dem kitschigen deutschen Zusatztitel „Der Himmel in mir“ hat daraufhin seine stärksten Momente. Allein unterwegs, getrieben von Schuld und Angst, wirkt Romy förmlich ausgesetzt: Von Polizisten schikaniert und von fremden Männern angemacht, erlebt sie in einem heruntergekommenen Motel einen Alptraum. Mit Reminiszenzen an Edward Hoppers „Nighthawks“ und Bruno Dumonts „Twentynine Palms“ inszeniert die französische Regisseurin, die auch als Schriftstellerin arbeitet, einen düsteren Trip voller unterschwelliger Gefahr, Einsamkeit und latenter Gewalt. Hier und an anderer Stelle taucht sie ein in den „klimatisierten Alptraum“ eines anderen Amerika, das an seinen Rändern bestimmt wird von sozialer Verwahrlosung, Armut, Alkoholismus, rauer Männlichkeit und den Schicksalen illegaler Einwanderer.
Als Romy, von Schuldgefühlen geplagt, auf einer Polizeistation erfährt, dass Richard ihre Attacke überlebt hat, gleicht dies einer Absolution, die ihren Freiheitsdrang neu und mit allen Konsequenzen entfacht. Sie trampt nach Las Vegas, versucht sich im Bunny-Kostüm als Touristenattraktion und verliebt sich schließlich in den kriegsversehrten, ziemlich verlebt wirkenden Loner Diego (Norman Reedus), der von vornherein sagt er „vögele nur Huren“ und wolle keine Beziehung. Trotzdem zieht Romy zu dem todranken Park Ranger in die Einöde, entwickelt Häuslichkeit, findet einen Job als Bedienung und wird schließlich auch noch schwanger.
Fabienne Berthauds Roadmovie über eine weibliche Selbstfindung und einen schmerzlichen Neubeginn mündet also in überraschend traditionellen Bahnen. Auf ihrer Suche nach Liebe und Mutterglück gewinnt die Heldin Mut und Stärke, während sich die Männer, eindimensional und klischeehaft als selbstsüchtige Machos oder romantische Abenteurer gezeichnet, in ihre Opferrolle fügen müssen. Ihr von Kampf und Gewalt bestimmtes Dasein hat in Berthauds Sicht keine Zukunft; dagegen weist das mit Freiheitssehnsüchten und Naturmystik angereicherte Frauenbild, verkörpert von einer überraschend furchtlos und Instinkt geleiteten Protagonistin, geradezu ins Himmlische, Überzeitliche.