Wes Cravens „Scream“-Filme 1 + 2 sind inzwischen Medienwirklichkeit geworden; die kurvige Killermaske geisterte als Partyschreckartikel durch den Alltag der Slasher-Genre-Generation; Merchandising und serielle Produktion waren die Basis für die solide „Scream“-Film-Produktion gewesen. Welch schöner Einfall nun, die Produktion selbst zum Gegenstand eines Films zu machen („Scream 3“). Wir sind in einem Hollywood-Studio und sehen Dreharbeiten zu einem Film, der sich mit den „Scream“-Greueltaten befasst, die immer noch im Provinznest Woodsboro lähmendes Entsetzen verbreiten. Titel des Film-im-Film: „Stab 3: Return to Woodsboro“. Was im Tempel der Fiktion inszeniert wird, hebt die seriellen Morde in Teil 1 und 2 nachträglich in den Rang des Dokumentarischen. Das geht so: Sidney Prescott und die Darsteller von 1 und 2 werden in Teil 3 zu Dargestellten. Die einen spielen, die anderen werden gespielt. Da schauen sie einander an, und der Blick geht stumm herum, während in einer Gegenbewegung der „Scream“-Killer wie ein Virus ins Programm der Dreharbeiten schlüpft. Aufgepasst, wenn dann der finale Schnitt erbeten wird: Der Final cut ist scharf.
Vom stab, dem großen Messer, liegt gleich eine Serie auf den Tischen der Requisite, und das Masken-Kostüm hängt auf Kleiderständern wie in der Kaufhauskonfektion. Freilich schreien wir vorher auf, weil die Erkenntnis wie immer zu spät kommt. „Scream 3“ treibt seinen Spott mit dem Publikum der „Scream“-Filme, und es verarscht das ganze Genre – mit Bedacht. Denn albern wird es dann doch nicht. Es ist etwas dran, wenn das Killen Sinn macht; es geht um Fassaden und Karrieren und das Kosten/Nutzen-Verhältnis. Wer im Woodsboro-Haus hinten eine Tür öffnet und im Studio ins Leere fällt, hat sich im Realitäts-Level vertan. Und dass die grauenhaft ermordete „Scream“-Mutter in Teil 3 wiederkehrt, ist unbewältigter Vergangenheit geschuldet. Wie war das noch mit dem Porn acting? Aus Geldnot? Hatte Wes Craven selbst nicht seine Regielaufbahn mit einem Pornofilm angebahnt („Together“), um Kohle für Freddy Krueger, seinen populären Kinderschreck, zu haben („A Nightmare On Elm Street“)?
Dieser Text erschien zuerst in: Konkret 06/2000