Michel Flanquart (Bruno Podalydès) ist ein Träumer. An seinem modernen Arbeitsplatz am Bildschirm taucht er ein in die schwebenden, farbigen Spiralnebel seiner 3-D-Entwürfe und hört dazu Johann Sebastian Bach. Mit geschlossenen Augen überlässt er sich seiner Phantasiewelt. Vor allem träumt der wunderliche Mittfünfziger, der eine Jacke im Stil seines Flieger-Idols Jean Mermoz trägt und Antoine de Saint-Exupérys „Nachtflug“ zu seinen Lieblingsbüchern zählt, aber seit langem vom Fliegen. „Rätselhafte Erektionen“ habe ihm diese Leidenschaft in früheren Zeiten beschert, bekundet er gegenüber seiner Frau Rachelle (Sandrine Kiberlain). Bis er, angeregt durch einen betriebsinternen Austausch über Palindrome, auf das Kajak als Ersatzobjekt stößt.
Das einsitzige Paddelboot ist schnell bestellt. Und weil Michel nach eigenem Bekunden ein „Equipment-Typ“ ist, wächst seine Ausrüstung für die heimlich geplante Bootstour sukzessive. Bald verwandelt sich die Dachterrasse des Hauses nicht nur in ein Materiallager, sondern auch in einen Trainingsplatz für seine Trockenübungen; was Bruno Podalydès, der auch für Drehbuch und Regie des Films verantwortlich zeichnet, in seiner ebenso intelligenten wie märchenhaften Komödie „Nur Fliegen ist schöner“ (Comme un avion) mit trockenem Humor und feinem Gespür für den visuellen Witz dieses doppeldeutigen Tuns inszeniert. Denn Michel scheint dabei mit seinem magischen Traumobjekt förmlich abzuheben. Nicht umsonst lautet die Übersetzung des französischen Originaltitels „Wie ein Flugzeug“.
Der Traum vom anderen Leben trifft sich in Podalydès‘ poetisch-phantasievollem Film mit der Midlife-Crisis des Protagonisten, der einmal sagt, er habe das Tanzen verlernt und möchte „raus aus dem Trott“. Und so findet er sich schon bald inmitten einer sattgrünen Natur auf einem ruhigen Flüsschen des Burgunds und scheint dabei die Zeit zu vergessen. Doch die Tücken der Objekte und Situationen sowie die sinnenfrohe Aura eines idyllisch gelegenen Ausflugslokals, an dem Michel gleich zu Beginn strandet, bannen den flüchtenden Träumer. Die erotische Ausstrahlung der Wirtin Laetitia (Agnès Jaoui) und ihrer hübschen Bedienung Mila (Vimala Pons), nicht zuletzt aber auch die entspannend-surrealen Wirkungen des Absinth-Rauschs haben daran entscheidenden Anteil. So bricht unser Held immer wieder auf und kehrt doch stets an den gleichen Ort zurück, zu dem ihn ein freundlicher Strom wie ganz selbstverständlich trägt.