Steht nicht geschrieben in einer apokryphen Offenbarung: „Und es werden herniedergehen die großen Sterne und sich wandeln in glimmenden Mist, und es wird sein eine Komödie ohne Lachen, die da aber wird erzeugen Heulen und Zähneklappern, und ihr verfluchter Name wird sein ein Zeichen, das ist Dreiundvierzig“?
Wer „Movie 43“ kennt, weiß, dass dieser ein Vorzeichen des Jüngsten Gerichts sein muss. Vergesst Mayakalender und Sektenfirlefanz: Wenn Hollywood eines seiner Urversprechen nicht einfach nur bricht, sondern völlig ignoriert, ist der Welt Ende nahe. Richard Gere, Kate Winslet, Hugh Jackman, Halle Berry, Emma Stone, Gerard Butler, Kate Bosworth, Liev Schreiber, Naomi Watts, Seann William Scott, Uma Thurman, Johnny Knoxville, Elisabeth Banks, Justin Long, Emma Stone, Christopher Mitz-Plasse, Chloë Grace Moretz – und das sind noch nicht mal alle, die hier mitmachen. Eine der größten Filmbesetzungen aller Zeiten – in einem der miesesten Streifen seit jeher. Sollten nicht große Namen garantieren, zumindest für gute Unterhaltung? Was haben die Produzenten in der Hand gegen diese Stars, sie zum Mitmachen zu erpressen? Wurden sie trunken gemacht, um ein krakeliges Kreuz unter einen Vertrag zu setzen? Sind es nur Doubles, computergenerierte Roboter? Oder ist tatsächlich ihr Urteilsvermögen im Arsch?
Der Film will orientiert sein am „Kentucky Fried Movie“; entsprechend episodisch sind die einzelnen Szenen angelegt, inszeniert jeweils von einem anderen mehr oder weniger prominenten Regisseur (unter anderem Brett Ratner, der ja sowieso noch nie was Gescheites hingekriegt hat). Eine Parade von Filmchen, von denen nur einer als Sketch zu erkennen ist, ein Speed-Dating von Robin, der stets von Batman auf alberne Weise gestört wird, bis beide eine Bombe des Pinguins entschärfen und einen bösen Komplott um Supergirl bzw. dem Riddler auf die Spur kommen. Witzig ist es nicht, aber immerhin ist ein Bemühen erkennbar. Regie führte James Duffy, der eine Art Sequel/Remake schuf seines vorherigen Kurzfilms „Robin’s Big Date“.
Das Date ist ein sich wiederholender Standard, die erste Szene ist symptomatisch: Kate Winslet beim Blind Date mit Hugh Jackman, begehrter Junggeselle der High Society – gesegnet mit Hoden am Hals. Ja: Dort hängt sein fieser, labbriger, unansehnlicher, mit einer hässlichen Zierleiste versehener, haariger, mit gekrausten, mit gekrüllten, mit abgeknickten Haaren gespickter, faltiger alter Dauersack, mit Eier drin und Sacksuppe: Das ist der krasse Gag der Episode, hahaha! – nein, witzig ist das nicht. Regie führte Peter Farrelly, der ja schon seit vielen Jahren im tiefen Loch sitzt.
Solcherart ist das Grundmuster vieler der „Sketche“ – irgendeine Unsinns-Voraussetzung, die breitgetreten wird, ohne dass sich irgendwas darauf aufbauen würde. Anna Faris bittet ihren Freund, der ihr gerade einen Heiratsantrag machen will, sie aus Liebe vollzukacken. Im Supermarkt beschimpfen sich zwei Liebende mit sexuell aufgeilenden Anzüglichkeiten, direkt ins eingeschaltete Kassierermikrophon rein. Johnny Knoxville hat für Seann William Scott zum Geburtstag einen Gerard-Butler-Kobold gefangen, um an einen Goldtopf zu kommen, Chloë Grace Moretz bekommt als 13jährige beim Teenagerdate ihre erste Periode und keiner weiß damit umzugehen. Komische Fallhöhe? Fehlanzeige.
Regie bei der Menstruationsszene führte die Schauspielerin Elisabeth Banks, die auch in der letzten Episode von James Gunn mitspielt: Darin wird sie von der pumucklartig in den Film gezeichneten Comickatze Beezel gehasst, dem Lieblingstierchen ihres Freundes. Gunn hatte zuvor die Superheldenpersiflage „Super“ gedreht, und wie er damals schlichtweg zu spät kam, nach „Kick-Ass“, wirkt auch sein Beezel-Film wie ein eher öder Nachklapp zu „Ted“.
Zusammengehalten wird alles von einer Art Rahmenhandlung um doofe Teenager, die im Internet nach dem mysteriösen „Movie 43“ fahnden, und es ist nur gequälte Selbstironie, wenn es von diesem Film im Film heißt, wer ihn sähe, verliere diverse Gliedmaßen und seine Eingeweide. Denn genauso wirkt der gesamte verdammte Film auf der Leinwand, wenn man seine Augen nicht rechtzeitig auf Durchzug stellt. Dieser Internetfilm „Movie 43“ im Film „Movie 43“ löst übrigens den Weltuntergang aus. Also machet euch bereit, das Ende ist nahe!