Louise Hires a Contract Killer

(F 2008; Regie: Gustave de Kervern, Benoît Delépine)

„Wacht auf, Verdammte dieser Erde!“

Schon die Exposition von Benoît Delépines und Gustave Kerverns Film „Louise Hires a Contract Killer“ („Louise-Michel') vermittelt einen guten Eindruck vom ziemlich schwarzen, merkwürdig schrägen und oftmals gewöhnungsbedürftigen Humor der beiden französischen Komiker. Eine Trauerfeier in einem Krematorium wird von bizarren Pannen torpediert: Erst hat der Bestatter Probleme, den Sarg in den Verbrennungsofen zu bugsieren und dann versagt auch noch der Zündmechanismus, so dass die Einäscherung unterbrochen werden muss. Währenddessen wird von einem Tonband die klassenkämpferische Internationale abgespielt: „Wacht auf, Verdammte dieser Erde!“ Das ist nicht nur makaber und ironisch, sondern durchaus auch doppeldeutig gemeint.

Denn obwohl der großsprecherische Vize-Chef einer kleinen Nähfabrik in der Picardie den verhärmten Arbeiterinnen mit salbungsvollen Worten gerade noch neue Kittelschürzen aushändigt, ist tags darauf die Produktionshalle der Manufaktur leer geräumt. In Zeiten der Krise gelte es, den „Kopf einzuziehen“. Und so beschließen die frustrierten Näherinnen kurzerhand, sich zu organisieren und ihre mageren Abfindungen zusammenzulegen. Aber nicht etwa für die Eröffnung einer Pizzeria oder einen Nacktfotokalender, sondern um einen Profikiller zu engagieren, der ihren Ex-Chef („Der Chef gewinnt immer.“) ins Jenseits befördern soll. Und weil die sonst eher stumpf und schweigsam vor sich hin starrende Louise (Regisseurin Yolande Moreau) diesen Racheplan einbringt, wird sie beauftragt, den Richtigen zu finden.

Der Richtige ist natürlich der Falsche: Ein vom Überwachungswahn besessener „Sicherheitsspezialist“ namens Michel (Regisseur Bouli Lanners), der dilettantisch ein Container-Dorf observiert und sich auch mal darin verirrt. Der abgebrannte Waffenfetischist stilisiert sich als „Killermaschine“, kriegt den blutigen Job und versagt kläglich. Denn eigentlich ist Michel eine Frau und Louise, die mit ihm loszieht, ein Mann. Tote gibt es trotzdem nicht wenige; und wenn das auch nicht immer die „Richtigen“ sind, so sind es doch auch nicht ganz die „Falschen“.

Trocken, politisch unkorrekt und manchmal geradezu beiläufig inszenieren Delépine und Kervern ihre triste Anarcho-Komödie, die nicht umsonst (siehe Originaltitel) der französischen Pariser Kommune-Aktivistin Louis Michel (1830-1905) gewidmet ist. Apostrophiert als „sozialer Western“, ist ihr lakonischer Film radikal, brutal und absurd, dazu gewürzt mit schlechtem Geschmack und visuellem Witz. Und auch noch nach den Abspanntiteln geht der Kampf weiter.

[Link zu einer weiteren Filmkritik]

Benotung des Films :

Wolfgang Nierlin
Louise Hires a Contract Killer
(Louise-Michel)
Frankreich 2008 - 94 min.
Regie: Gustave de Kervern, Benoît Delépine - Drehbuch: Gustave de Kervern, Benoît Delépine - Produktion: Benoît Jaubert, Mathieu Kassovitz - Bildgestaltung: Hugues Poulain - Montage: Stéphane Elmadjian - Musik: Gaëtan Roussel - Verleih: Kool - FSK: ab 16 Jahre - Besetzung: Yolande Moreau, Bouli Lanners, Benoît Poelvoorde, Mathieu Kassovitz, Albert Dupontel, Jean-Luc Ormieres
Kinostart (D): 24.09.2009

DVD-Starttermin (D): 30.11.-0001

IMDB-Link: http://www.imdb.com/title/tt1132594/combined