Gegensätze ziehen sich an, heißt es. Als der junge Arnaud (Kévin Azaïs) und die etwa gleichaltrige Madeleine (Adèle Haenel) zum ersten Mal aufeinandertreffen, müssen sie gegeneinander kämpfen. Es sind Sommerferien, und die französische Armee macht an der Atlantikküste im Südwesten des Landes mit Selbstverteidigungskursen Werbung für ihre Sache. Während sich der eher zurückhaltende Beobachter Arnaud nach dem Tod seines Vaters entschieden hat, seinen älteren Bruder Manu (Antoine Laurent) in der elterlichen Schreinerei zu unterstützen, unterzieht sich die ziemlich schroff und aggressiv auftretende Madeleine einem selbstverordneten Überlebenstraining. Das kämpferische Mädchen mit der großen Klappe und dem negativen Weltbild will sich nämlich bei der „härtesten Truppe“ bewerben, um für den von ihr erwarteten Weltuntergang gewappnet zu sein. Zuvor gilt es jedoch, an einem Trainingscamp der Armee teilzunehmen.
Für die zunächst relativ perspektivlos wirkenden Jugendlichen in Thomas Cailleys vielfach prämiertem Coming-of-Age-Drama „Liebe auf den ersten Schlag“ (Les combattants) geht es vor allem darum, im Blick auf das Leben Orientierung zu gewinnen. Ihre teils komischen Konflikte, die uns auf sympathische Art mit den liebenswerten Helden vertraut machen, sind zwar größtenteils ihrer Naivität und Gegensätzlichkeit geschuldet, münden nach einigem Hin und Her, nach scheuem Begehren und unbeholfener Zurückweisung, aber doch noch in eine romantische Liebesgeschichte. Die Protagonisten müssen sich aber erst häuten, müssen den zivilen Panzer ihrer Vorurteile und falschen Vorstellungen durchbrechen, um bei sich, in der Welt und im Leben anzukommen.
Auf quasi umgekehrtem Weg schickt Thomas Cailley deshalb seine Figuren auf eine „Reise von der Realität in die Phantasie“. Bei einem Orientierungslauf in besagtem Armee-Workshop verirren sich Arnaud und Madeleine im Wald, entfernen sich schließlich eigenmächtig von der Gruppe, um in ihr ganz persönliches Überlebens- und Liebestraining einzusteigen. Aus dem Spiel wird Ernst; und aus dem poetischen Waldabenteuer mit seiner wilden Freiheit, die immer wieder auf bedrohliche Grenzen stößt, wird eine Metapher für das Leben und seinen möglichen Sinn. Auf der Metaebene seines vielschichtigen Films verwebt Cailley die Liebes- und Überlebenskämpfe seiner Helden, auf die der französische Originaltitel verweist, mit einer dichten Textur aus visuellen Zeichen, Symbolen und Bezügen.