Ins diffuse Dämmerlicht der Großstadt prasselt Regen, dessen Geräuschkulisse fast alles zum Verstummen bringt. Unwirtlich und kalt ist die Atmosphäre, von grauer Transparenz die Szenerie. Wie hinter Schleiern bewegt sich ein Mann, immer lauernd und ein Versteck suchend, durch das Halbdunkel fahler, anonymer Räume, die sich nur vorübergehend dem Privaten öffnen: Straßen, Garagen, wechselnde Hotels und Parkplätze kennzeichnen diese Passagen durchs Nirgendwo. Trojan (Mišel Matičević), ein Berliner Berufsverbrecher und schweigsamer Einzelgänger, ist „wieder draußen“ und bald darauf steckt er wieder im alten Gefüge, von allen Seiten gesucht und gejagt. Weil er bei einem früheren Auftraggeber und Bandenchef Schulden eintreibt, muss er sich den Nachstellungen zweier Killer erwehren. Daneben gerät er ins Visier eines alten Bekannten namens Renee Meyer (Uwe Bohm), der als korrupter Polizist und bad cop „auf eigene Rechnung“ arbeitet. Und schließlich ist er dabei, mit seiner früheren Pflichtverteidigerin Dora Hillmann (Karoline Eichhorn) einen neuen Coup, den Überfall auf einen Geldtransporter, vorzubereiten.
Thomas Arslan beschreibt in seinem neuen Film „Im Schatten“ eine dunkle, hermetische Welt des Verbrechens, die wie abgetrennt von der Alltagswirklichkeit erscheint und deren kühle Mechanik keine Emotionen zulässt. Diese folgt eigenen Regeln und Gesetzen, wobei Trojans Professionalität, sein rationales Abwägen der Risiken bei schwierigen Entscheidungen geradezu geschäftsmäßige Züge trägt. Wie in den Filmen des französischen Krimispezialisten Jean-Pierre Melville ist dieses „Berufsethos“ Teil einer Welt, in der die Grenze zwischen Gut und Böse, Gesetz und Verbrechen verwischt ist. Minutiös und genau, sachlich und schnörkellos inszeniert Arslan die kriminelle Arbeit seines Helden, die damit verbundenen zeitlichen Abläufe, die Geduld der Verfolger und die kalte, erschreckend präzise Gewalt, die sich in einer Mischung aus Reflex und Kalkül entlädt.
„Im Schatten“ zeichnet die zielgerichteten Bewegungen durch eine Stadtlandschaft auf; dabei erfüllt er als Film die Genre-Codes und findet zugleich einen eigenen, spannungsreichen Ton. Sein verlorener, nicht unsympathischer Held, der zwischen allen Fronten agiert, ist zum Scheitern verurteilt. Trojan verkörpert einen modernen, existentialistischen Sisyphos, dessen Arbeit vergeblich ist und dessen ephemerer Profit wie in einer Art Nullsummenspiel sinnlos zerrinnt. Als einsamer Verfolgter bleibt er auf seiner Reise durch die Nacht mit vager Hoffnung in einem negativen Kreislauf unerlöst gefangen.