Ein noch junger Mann auf einem Hometrainer fährt angestrengt gegen sich selbst und gegen die Zeit. Sein tägliches Leistungspensum wird schwächer, seine Kräfte lassen kontinuierlich nach. Denn der 36-jährige Hannes (Florian David Fitz) leidet an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS, an der schon sein Vater gestorben ist. Im Kontrast und in der Verbindung zu ihm zeigt Christian Zübert in der Exposition zu seinem neuen Film „Hin und weg“ in einer mit Splitscreens arbeitenden Montagesequenz das Ensemble seiner Freunde: Eine mehr oder weniger lustige Runde von Thirtysomethings, die zu diesem Zeitpunkt – ebenso wenig wie der Zuschauer – noch nichts von Hannes tödlicher Krankheit wissen und deren generationstypischen Probleme im Vergleich dazu marginal erscheinen. Während Frauenheld Michael (Jürgen Vogel) als liebenswerter Macho und lockerer Hallodri die sexuellen Freuden seines Single-Daseins kultiviert, stecken Mareike (Victoria Mayer) und Dominik (Johannes Allmayer) im Ehe-Frust ihrer langjährigen Beziehung fest.
Kurz darauf wechselt Züberts in Cinemascope gedrehter Ensemblefilm, der die Balance sucht zwischen Heiterkeit und Ernst, in den Modus des Roadmovies. Gemeinsam unternimmt die Clique, zu der auch Hannes Freundin Kiki (Julia Koschnitz) gehört, eine Fahrradtour nach Belgien. Für Hannes soll es ein Abschied sein, denn sein noch geheimer Zielort ist eine Sterbeklinik in Ostende. Als er sich bei einem Zwischenstopp im Hause seiner Mutter Irene (Hannelore Elsner) den Freunden eröffnet, sitzt deren Schock tief und der eben noch lockere Tonfall verstummt schlagartig. Ihrem Gesprächsbedürfnis begegnet der mal kämpferische, meistens jedoch nachdenkliche Hannes mit den Worten: „Ich will nicht quatschen, sondern einfach nochmal mit den Freunden abhängen.“ Und Michael verspricht: „Wir hauen nochmal richtig auf die Kacke!“
Genau darin liegt ein Problem des Films. Zwar entdecken in der Folge, vermittelt durch ein Gruppenspiel, vor allem die Freunde ihr eigenes Leben neu; doch zu oft hat man den Eindruck, als erschöpfe sich dieses primär in einem lustvoll-spaßigen Hedonismus. Immer wieder beschwört der Film, unterstützt durch stimmungsvolle Musik, den Wert von Beziehungen und rührt dabei an die Gefühle; eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema Sterbehilfe oder auch den inneren Konflikten, die zu Hannes‘ Entscheidung für einen selbstbestimmten Tod führen, bleibt aus. Überhaupt ist die Zeichnung der Charaktere relativ flach und der realistische Grundton nur an manchen – vor allem gewichtigen Stellen – nicht plakativ. So hinterlässt der Film einen zwiespältigen Eindruck: Die zweifellos vorhandenen Diskussionsanlässe müssen seinem routiniert vorgetragenen Unterhaltungswert gewissermaßen abgetrotzt werden.