Zum Einstieg gibt es subjektive Bilder, die aus einer Highschool-Sexklamotte stammen könnten: Wogende Frauenbrüste sind in Zeitlupe zu sehen. Die Kamera schwenkt von einem Brustpaar zum anderen. Wer hier aber so ungeniert gafft und die bösen Blicke zweier Joggerinnen fängt, ist Philip (Robrecht Vanden Thoren), vom Hals abwärts gelähmt und auf einen Spezialrollstuhl angewiesen. Deshalb funktioniert die enervierend plakative Blickinszenierung der Exposition auf gewisse Weise sogar, ob so intendiert oder nicht, denn Frauenkörper kennt Philip höchstwahrscheinlich nur als mediale Abbilder. Mit seinen beiden besten Freunden – Lars (Gilles de Schryver) ist wegen einer Krebserkrankung ebenfalls auf einen Rollstuhl angewiesen, Jozef (Tom Audenaert) fast blind – verfolgt Philip ein Ziel, das auch auf besagte Klamotten zu verweisen scheint: Die drei wollen ihre Jungfräulichkeit verlieren.
In Südspanien soll es ein Bordell geben, das auf die Bedürfnisse von behinderten Gästen vorbereitet ist. Da wollen die drei Freunde unbedingt hin. Sie tarnen das Vorhaben als Weinreise und überzeugen tatsächlich ihre Eltern. Doch dann droht alles zu platzen, weil einer von ihnen schwerer krank ist als erwartet. Die Fahrt muss freilich trotzdem stattfinden – heimlich, unter noch komplizierteren Bedingungen. Schnell stellt sich Ernüchterung ein. Die Entzauberung des feuchten Traums beginnt damit, dass der neue Busfahrer Claude (Isabelle de Hertogh) sich als resolute und übergewichtige Fahrerin entpuppt …
„Hasta la vista“ ist ein tragikomisches Roadmovie mit viel Menschelei, das auf wahren Begebenheiten bzw. einer BBC-Dokumentation beruht. Auffällig ist dabei einmal mehr eins: Wenn ein Film über behinderte Menschen gefühlig und witzig sein soll, darf Geld bzw. seine Abwesenheit keine Rolle spielen, womöglich um das Publikum nicht zu überfordern. Anders ist es kaum zu erklären, dass in den entsprechenden Komödien (siehe „Ziemlich beste Freunde“) kaum jemand finanzielle Probleme zu haben scheint. Behindert und arm – die Tristesse eines solchen Lebens mag man schmunzelwilligen Zuschauern wohl nicht zumuten, wenn man wertvolle Anregungen in Sachen Toleranz und Menschlichkeit vermitteln will.
So ist es also kein Problem, einen behindertengerechten Bus und die entsprechende Begleitung zu organisieren, von Hotelkosten und den Ausgaben beim finalen Vergnügen ganz zu schweigen. Immerhin wird kurz erwähnt, dass Papa geschäftlich in Dubai unterwegs war, und da war dann eben noch Geld auf dem Sparbuch.
In manchen wahrhaftig wirkenden Momenten gelingt es „Hasta la Vista“ durchaus, von Intimität und Nähe zu erzählen und für die sexuellen Bedürfnisse von behinderten Menschen zu sensibilisieren. Aber spätestens gegen Ende verzettelt sich der Film von Geoffrey Enthoven, mit einer grässlichen Traumsequenz, in der die drei Freunde nicht behindert sind und sich weiß gekleidet in gleißendem Licht zulächeln, und einer Auflösung, die sowohl dem Tragischen als auch dem Versöhnlichen auf denkbar überkonstruierte Weise Tribut zollen will. Die konventionelle, ehemals womöglich bahnbrechende Idee, behinderte Menschen auch mal als Arschlöcher zu zeigen, wird ebenfalls überreizt: Irgendwann nervt die dauernde Misogynie nur noch. Ein leider viel zu gut gemeinter Film.