Der Titel setzt fortgeschrittene Englischkenntnisse voraus. Ich musste auch erst im Oxford Dictionary nachschlagen. Fair Game also gleich Freiwild. Es geht um unfaires Gemobbe in der Firma, der Central Intelligence Agency. Die Berufsagentin Valerie Plame (Naomi Watts) wird zum Abschuss freigegeben. Ihr Mann, Ex-Botschafter Joe Wilson (Sean Penn), freiberuflich für den CIA in Afrika tätig, wird desavouiert, seine Erkenntnisse – Lieferungen von Uran („yellow mass“) an Saddam gibt es nicht – wegmanipuliert. Die Politstory ist real. Bush jr. brauchte die angeblichen irakischen Massenvernichtungsmittel als Kriegsgrund. Um Kritiker zum Schweigen zu bringen, enttarnte das Weiße Haus die CIA-Angestellte Valerie Plame via Sensationsbericht der Washington Post.
Gut, sie ist verbrannt, enttarnt und ihren Job los. Was ist noch das Drama? Die family values. In den Augen der anderen: die Mutter war Spionin! Die Tochter war Spionin! Die Nachbarin war Spionin! – und vielleicht ist sie es noch!!! – Wie geht eine Frau damit um? Wie rettet sie die Ehe? Denn das Paar operiert getrennt. Sie entzieht sich der Öffentlichkeit (Schweigepflicht!). Er tritt wütend in Talk Shows auf und mobilisiert Studenten. – Zu großen Teilen ist „Fair Game“ Familiendrama.
Atmosphärisch kommt ein wenig Politthriller am Anfang auf, wenn Arbeitsproben der Agentin gezeigt werden. Sie kommt schon verdammt sympathisch rüber. Schnell dann aber tobt der Kampf in den Korridoren der Agentur, und viele Köpfe sagen, was einen aufregt. Aber es bleibt dabei, das Ehepaar Wilson sind die Guten vom CIA, die anderen in Washington sind die Bösen. Und wir sind für die Guten, für den guten CIA. – Noch Fragen? Eben keine. Die amerikanischen Werte werden doch nicht hinterfragt! “God bless America“. Das ist das letzte Wort Sean Penns im Film. Und das vom Freiwild Valerie? „I love my career, and I love my country“. – Das übrigens sagt die originale Valerie Plame in einer Vernehmung. Ein TV-Dokument. Im Nachspann erfahren wird dann noch, dass sie, zu einigen Jahren Gefängnis verurteilt, von Wohltäter Bush jr. ganz schnell begnadigt worden ist.
Weil er im Grunde seines Herzens weiß, dass sie eine Gute ist? Sie ist es, wie wir wissen, und Regisseur Doug Liman („Die Bourne Identität“) hat den Film wirklich gut gemacht. Kein Mensch kann ihn verreißen, ich auch nicht. Das ginge nur intellektuell. Aber so funktioniert es nicht. Es geht hier um Mensch zu Mensch. Es ging um die rechte Spannung zwischen Action und Alltag. Ein Meister war am Werk, ogott.
Dieser Text erschien zuerst in: Konkret 12/2010