‚Die glorreichen Sieben‘ ist das Remake des gleichnamigen Gunslinger-Teamwork-Westerns von 1960, folgt aber dem Skript von Akira Kurosawas ‚Die sieben Samurai‘ von 1954 (auf dem wiederum sechs Jahre später der Western basierte). So heißt es im Abspann und im Promo-Interview zur aktuellen Verfilmung. Immerhin ist nun, wenn schon kein Samurai so doch ein Schwertkämpfer, gespielt vom Koreaner Byung-hun Lee, Teil der ‚Magnificent Seven‘ (O-Titel) im Western-Outfit.
Das ist nicht die einzige ethnische Innovation. Der 1960er Film war ambivalent: Er zeigte einerseits, ganz kolonial, die mexikanischen Bauern, denen sieben US-Profis gegen eine lokale Mordbrenner-Bande beistehen müssen, als feig und blöd; zugleich aber wurden sie im Dialog von ihren Ami-Helden-Helfern ständig um ihr sesshaftes Leben beneidet und so als legitime Spießer, eigentlich Pendants zu den vielen, die im Kino sitzen, rehabilitiert. Und es gab auch Anspielungen auf weißen Rassismus – gegenüber ‚Indianern‘ (zumal toten, die auf den Friedhof sollen).
Würde der 2016er Film Mexikaner so zeigen, als Dillo-Dorf bzw. Killer-Gang, wäre er für Trump. Ist aber nicht so: Er spielt in den USA, der Schurke ist quasi Immobilienhai (Peter Sarsgaard als obszön parlierender neofeudaler Grundherr). Die multiethnischen Sieben (schwarz, weiß, American Native, Latino, Asian) führt Denzel Washington in der ‚Yul Brynner-Rolle‘ recht souverän an, wieder unter seinem Hausregisseur Antoine Fuqua. Aus dem farblosen Dorfvolk sticht Haley Bennett als Girl with a Gun hervor.
In den Sixties waren die Sieben wortkarg, gelassen und prägend für Eastwoods und Djangos Coolness-Etüden; heute sind sie den Plaudertaschen von Tarantino-Western nachgestaltet. (An Western-Vorbildern blinkt da aber Verschiedenes durch, von Eastwoods ‚High Plains Drifter‘ bis Leones ‚My Name Is Nobody‘.) Die einstige Outsider-Melancholie weicht nun dem Freak-Chic einer Saloon-Therapiegruppe. Ethan Hawke ist schön schäbig, Vincent D’Onofrio zu bärig, Chris Pratt wär gern lustig. (Falls jemand fragt: Pratt spielt die Steve McQueen-Rolle, Hawke die von Robert Vaughn; aussehen tut er aber wie ein Downgrade von John Carradine als abgehalftertem Südstaaten-Gentleman in John Fords ‚Stagecoach‘. Ein Pendant zu Horst Buchholzens Rookie-Rolle gibt es nicht.)
Mehr erdig als nerdig ist die Action: knarrende Balken, rauschende Bärte, rauchende Colts, rächende Burschen. Am Ende Endlosgeballer, unter anderem mit der gefürchteten knatternden Gatling Gun, gute Stunts vom Pferd oder Dach aus, mehr als ein Hauch von Westernkulissenstadtshow. Geht aber eh okay. Zuletzt kommt noch Elmer Bernsteins tolles Titelthema. ‚The Magnificent Seven‘ von The Clash kommt nicht. Macht auch nix.