Mehr als ein Füttern und Streicheln ist diese Liebe eigentlich nicht, doch wie tief die Bindung des hundertjährigen Protagonisten zu seinem Kater ist, soll bald ein Fuchs am eigenen Leib erfahren. Denn der reißt den Stubentiger auf einem nächtlichen Streifzug zum Hühnerstall und zieht so den Zorn des alten Mannes auf sich. Der Greis, sichtlich erschüttert vom Tod des Gefährten, rappelt sich nach einem Zusammenbruch wieder auf und rächt seinen Liebling mit angemessener Unverhältnismäßigkeit: Einige mit reichlich Dynamit bestückte Würstchen locken den Fuchs schließlich in sein Verderben.
Nach diesem Auftakt, bei dem Allan Karlsson neben seinem tierischen Widersacher auch noch sein halbes Grundstück in die Luft jagt – und sich damit selbst ins Altenheim befördert –, hat Felix Herngrens Bestsellerverfilmung seine Emotionen auch schon verpulvert. Weder Zorn noch Zärtlichkeit darf die Hauptfigur in den kommenden zwei Stunden Laufzeit noch aufbringen. Stattdessen schickt Herngren seinen Hundertjährigen betont apathisch durch die Krisen des 20. Jahrhunderts und eine im Jetzt angesiedelte Krimiklamotte.
Dabei nimmt der Kriminalplot deutlich mehr Raum ein als die eingestreuten Rückblicke auf Allans langes Leben. Mit der titelgebenden Flucht aus dem Altenheim wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, in deren Verlauf der rüstige Rentner nicht nur an einen mit 50 Millionen Kronen gefüllten Koffer gerät, sondern auch eine Schar von skurrilen Figuren um sich sammelt. Zusammen mit dem Gelegenheitsdieb Julius, dem zaudernden Langzeitstudenten Benny und der patenten Gunilla samt Elefantendame Sonja bildet Allan bald eine Art Ersatzfamilie, die stoisch dem absurden und bisweilen ganz schön gewalttätigen Treiben um sie herum trotzt. „Es ist, wie es ist, und wie’s kommt, so kommt’s“ ist das wenig handlungsorientierte Motto der Truppe, die von der harmlos verplanten Polizei dicht auf ihren Fersen ebenso unberührt bleibt wie von der hysterischen Gangsterbande, die verzweifelt versucht, an den Geldkoffer zu gelangen.
Dazwischen schieben sich immer wieder kurze Episoden, die zeigen, wie Allan im Laufe seines Lebens unaufhörlich in die wichtigen politischen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts verwickelt wurde. Allans Zwangssterilisierung durch den Rassenbiologen Herman Lundborg, seine Partizipation am Spanischen Bürgerkrieg oder sein entscheidender Beitrag zur Entwicklung der Atombombe werden im Modus einer schwarzen Komödie abgeklappert. Teilnahmslos und durch nichts anderes motiviert als durch die Lust, Dinge in die Luft zu sprengen, treibt es den Schweden durch das Weltgeschehen. Mal rettet er durch einen Zufall Franco vor einem Bombenanschlag, dann landet er im Gulag, nur um wenig später als nichtsnutziger Doppelagent für Russen und Amerikaner zu spionieren – der Film ist hier sichtlich und auf geradezu ideologische Weise bemüht, seinen politikverdrossenen Helden als unideologische Figur zu verkaufen.
Die durch die Romanvorlage von Jonas Jonasson begründeten Flashbacks wirken dabei in der Filmversion eher wie Fremdkörper, die die Krimikomödie im Kern unnötig strecken. Zumindest aber erklären die unterschiedlichen Lebensstadien des Protagonisten, warum sich der 1964 geborene Komiker Robert Gustafsson hier unter einem Make-up, das doch mehr nach stundenlanger Arbeit der Maskenbildnerinnen als hundert Jahren Menschenleben aussieht, als Greis versuchen darf.
Letztlich leiden aber sowohl Allans Reise durch die Vergangenheit als auch der in der Gegenwart spielende Handlungsstrang an derselben Monotonie. Die immer gleichen Skurrilitäten ermüden auf Dauer und geraten zur kalkulierten Konvention. Besonders im Kontext eines skandinavischen Kinos, das an lakonisch erzählten Bos- und Verschrobenheiten nicht arm ist (man denke nur an die Filme des Dänen Anders Thomas Jensen), erweisen sich Herngrens Späße mit zu entsorgenden Leichen und freundlichen Faschisten bestenfalls als mittelmäßig.