Wenn nach zwanzig Minuten die Einführung des Films vorüber ist, fragt man sich nicht zum ersten Mal, wie man um Gottes willen nur den Rest auch noch überstehen soll. Es geht dann aber doch, die ermüdend stromlinienförmige Mittelmäßigkeit des Disney-Films, die einen in eine nebulöse Lethargie versetzt, ist dafür verantwortlich.
Wir haben es hier mit einem Pärchen des amerikanischen Landlust-Mittelstands zu tun, Mitte dreißig, „angekommen“ im Erwachsenensein. Die frischen Abende verbringt man im Karohemd auf der Veranda des Holzhauses und während irgendein Indie-Folk-Singer-Songwriter sein Lied anstimmt, wird die einzige Sorge, die man hat, beträchtlich. Denn: eine „richtige Familie“ ist man noch nicht. Es fehlt zum Glück: das Kind.
Tragisches Potenzial, denn die beiden (das sind Cindy, gespielt von Jennifer Garner, und Jim (Joel Edgerton)) können keine Kinder bekommen. Und an dieser Schwelle kann eine Beziehung, wie jeder wohlerzogene Mensch weiß, schnell zerbrechen. Die Familie als Keimzelle des persönlichen Glücks, ohne sie geht es nicht, darf es nicht gehen, in Disneys Universum.
Und so begraben die beiden wortwörtlich ihre Hoffnungen auf ihr Traumkind: die gute Flasche Wein wird leergebechert, beschwipst bejubeln sie die erwünschten liebenswerten Eigenschaften ihres Traumkindes und vermerken sie in Trunkenschrift auf Notizblättchen. Diese wandern in eine zufällig zur Verfügung stehende Sandelholzkiste, die dann rituell im Garten vergraben wird. Traum beerdigt. Doch in der Nacht regnet es stark, und aus der Fuselfantasie wird Realität, ein Kind entsteht: Timothy, der Wunschjunge, steht in der Küche. Jedoch besitzt er einen Makel: aus seinen Beinen wachsen Efeublätter (ohne Notizen).
Es ist ein Märchen irgendwie, und dann geht es vor allem darum, wie die Ruckzuckeltern mit der Situation zurecht kommen. Liebe jedenfalls haben sie genug zu verschenken, und traumatisiert ist man auch ausreichend durch die eigene Kindheit, sodass man es auf jeden Fall besser machen möchte, als der ebenso plötzlich zum Opa gewordene Vater Big Jim. Welcher sich natürlich nie genug für den eigenen Buben interessiert hatte, woran unser Protagonist bis heute laboriert. Man möchte es besser machen, nein, man möchte perfekt sein!
Am End‘ jedoch, da ist das Glück nur temporär, und Timothy muss weiterziehen. Jedoch der Antrag auf Adoption ist erfolgreich: Cindy und Jim bekommen ein Mädchen, diesmal ein echtes, ganz reales. Die Kleine spricht Englisch und kommt doch aus China irgendwie. Sie ergreift auch gleich die Hand ihrer neuen Mama und gemeinsam gehen sie in den Sonnenuntergang. Nein, Quatsch, ins Haus. Es wird Abend. Musik setzt ein. Melancholische Folkmusik … Und das ist dann doch das einzige Interessante an diesem völlig uninteressanten Film, dass nämlich die Rettung des impotenten Amerikas aus Ostasien kommt. Das wäre nun wirklich eine erzählenswerte Geschichte gewesen. Aber wer mag schon Kanto-Pop?