Ich möchte gerne Quentin Tarantino die Verantwortung dafür übertragen, dass es eine Serie wie „Danger 5“ gibt, nicht allein wegen der allzu offensichtlichen Analogien zu dem verspielten Geschichtsrevisionismus der „Inglourious Basterds“, die hier zum Auftakt jeder Episode mit einem beherzten „Kill Hitler!“ beinahe in Endlosschleife reproduziert werden, nein, Quentin Tarantino hat ja auch darüber hinaus in seinem gesamten Oeuvre und insbesondere in seiner Fan-Leidenschaft dem B- und C-Movie vergangener Zeiten und versunkener Kinematografien gehuldigt, dass es einerseits eine wahre Freude ist, dem ironischen Zitatenreichtum bis in die letzte Obskurität zu folgen. Andererseits aber, und hier kommt „Danger 5“ wieder ins Spiel, krochen und kriechen im Zuge der Expansion des Tarantino’schen Metaversums unzählige Epigonen aus ihren Nerd-Löchern und hoffen ihrerseits auf ein paar Krümel des Coolness-Kuchens.
Auf dem Papier lässt sich das alles ganz hübsch an: Fünf sexy Spione aus den Reihen der Alliierten treten gegen die aberwitzigsten Auswüchse der Nazi-Gigantomanie an, Sixties-Camp und Japan-Trash flankieren die abstrusen Missionen, die zumindest in den Promillebereich eines James Bond vordringen. In ihren sechs Episoden erschaffen die australischen Serienschöpfer Dario Russo und David Ashby ein wahres Kompendium der Naziploitation: Roboter-Supersoldaten und Nazi-Dinosaurier, immer wieder ein wenig Sleaze um blonde, linientreue Fräuleins in Fetisch-Uniformen, die unvermeidlichen Kunstraubzüge und vermeintlichen Superwaffen der Mad Scientists – alles da, alles wild durcheinandergemixt wie die Cocktails, deren Rezepte als „famous last words“ der dahinscheidenden Verbündeten in jeder Episode als Running Gag zelebriert werden.
Überhaupt wird vieles in „Danger 5“ auf dem Silbertablett dargereicht, jeder visuelle Einfall so lang ausgewalzt, bis er so platt daherkommt wie die restlichen Witzchen, die die Serie ein wenig zu stolz vor sich her trägt. Dabei ist „Danger 5“ nicht vollends ohne Charme, auch wenn sich ihre Macher offenbar entschieden haben, die Ausstrahlung und den Kultappeal mit dem Holzhammer einzutreiben, nein, jede einzelne Episode hat ihre Momente, gerade wenn der Krawallhumor mal einen kurzen Augenblick Pause macht, wenn die Pappkulissen und Miniatureffekte mal nicht so aufdringlich und Beifall heischend in den Vordergrund gedrängt werden, dann ist für eine kurze Weile die aufrichtige Liebe der Macher zu ihrem Subjekt zu spüren, dann überstrahlt sie die fast durchweg amateurhaften Darstellerleistungen – einzig Natasa Ristic als russische Agentin Ilsa (!) ragt bisweilen aus dem Freilichtbühnengeplänkel heraus – dann sind die doppelt und dreifach aus Zitaten, Querverweisen und Hommagen errichteten Barrikaden der Ironie für wenige Augenblicke gefallen.
Aber neben der Liebe zum Subjekt tritt dabei allerdings auch das Unvermögen offen zu Tage, der Serie wenigstens einen Hauch des Eigenständigen zu verleihen, sie aus der Zitathölle zu befreien – wie es eben Tarantino immer wieder schafft, oder ein Wes Anderson, to name just a few. Ähnlich wie bei „Iron Sky“ fehlt jegliches Gespür fürs Timing und die Dosierung der Gags, Albernheit wird mit Humor verwechselt und Penetranz mit der gelungene Pointe. So bleibt ein leidlich schmackhafter Eintopf aus halbgarem Möchtegern-Trash und unterklassiger Puppenkiste – und auch wenn man Quentin Tarantino nun wahrlich einiges ankreiden kann, dies hier ganz sicher nicht.