Seit jeher werden die kinematographischen Bilder der (Post-)Apokalypse von einer bestenfalls ambivalenten Erlösermystik begleitet. Das war bereits bei „The Omega Man“ oder vielen Katastrophenfilmen der 70er der Fall und ist motivisch auch in zeitgenössischen Produktionen wie „I am Legend“, „The Book of Eli“ oder „2012“ mehr oder weniger augenscheinlich erhalten geblieben. Die kargen, aschfahlen Aufnahmen in „Black Death“ hingegen binden die Apokalypse unmittelbar an den Historismus – sie staffieren die Pest im England des Jahres 1348. Eine reale Katastrophe lässt natürlich nur begrenzt Spielraum für Ideenexperimente zu. Aber obwohl Christopher Smith in seiner vierten Regiearbeit alle Weichen zunächst in Richtung mysteriöser Mittelalterhorror lenkt, erzählt er letztlich von einer Welt im Angesicht ihres Niedergangs, der umso bedrohlicher wirkt, desto mehr unser gegenwärtiger Blick um die Ursachen der Pest weiß.
Denn was der junge Mönch Osmund (Eddie Redmayne) und der Ritter Ulric (Sean Bean) samt seiner Gefolgschaft auf ihrer Reise präsentiert wird, ist der Ausnahmezustand. Vom Bischof ausgesandt, um das mutmaßlich teuflische Treiben eines Dorfes inmitten der Wälder, das vom schwarzen Tod verschont blieb, aufzuklären, streifen sie marodierende Banden, Scheiterhaufen errichtende Bauern und sich selbst kasteiende Büßertrupps. Von der Seuche und den Kämpfen immer stärker dezimiert, erreichen sie schließlich das geheimnisvolle Dorf, das auf den ersten Blick als trügerisches Idyll einem sonderbaren Utopia ähnelt. Unter der Schirmherrschaft der Heilerin Langiva (Carice van Houten), deren Mann einst von Kreuzrittern getötet wurde, hat man sich hier tatsächlich einem obskuren heidnischen Brauchtum verschrieben. Die Konfrontation der Glaubenssysteme indes folgt den Prämissen der Sinnstiftung: die alte Ordnung droht zu zerbrechen und für den Ausbruch der Pest lässt sich kein Verantwortlicher finden. Die Erosion aller Gewissheiten und der letztlich folgenlose Kampf um die richtige Erklärung dieser Erosion gleichen strukturell den apokalyptischen Erzählungen.
Dies gilt auch für den zunächst metaphysisch anmutenden Teil des Plots. Denn Langiva besitzt keinerlei heilende Kräfte, sondern sinnt in Gestalt eines völlig weltlich grundierten Antichristianismus auf Rache. Ihr gegenüber verhält sich die christlich beauftragte Söldnergruppe wie Vertreter des gleichen und ebenso ratlosen Machtprinzips (das ausgerechnet im friedliebenden, auf die Unantastbarkeit der menschlichen Unschuld setzenden Osmund eine grausige Pointe erhält). Zentrum aber bildet die Deutungshoheit über eine Welt, die ihrem Verfall preisgegeben ist. Drum ist es auch völlig zweitrangig, ob Smith die Hexenverbrennung im Sinne der historical correctness rund hundert Jahre zu früh datiert: Was als mystery story beginnt, wird durch Rückgriff auf eine vordergründige Religionskritik zu einer handfesten, universalen Dystopie formuliert, an der wohl am meisten verstört, dass sie für die Anatomie der menschlichen Destruktivität kein Zukunftsszenario mehr benötigt, sondern bloß aus ihrer realen Geschichte zu schöpfen braucht.