Die paradiesisch anmutende Inselidylle heißt Pantelleria und liegt im Mittelmeer zwischen Sizilien und Tunesien. Die heißen, staubigen Winde des Schirokko, vulkanisches Gestein, die Rede von den schlimmen Zerstörungen des 2. Weltkrieges und die aktuelle Not afrikanischer Flüchtlinge setzen in Luca Guadagninos psychologischem Liebesdrama „A bigger splash“ von Anfang an allerdings harte Kontraste. Der Rückzugs- und Erholungsort der gefeierten Rocksängerin Marianne Lane (Tilda Swinton), die hier mit Doku-Filmer Paul De Smedt (Matthias Schoenaerts) in zärtlicher Symbiose und schlafwandlerischer Trägheit die Tage verbringt, ist also unterschwellig bedroht. Und so dauert es nicht lange, bis der schwere Schatten eines Neuankömmlings das Glück intimer Zweisamkeit empfindlich stört: Harry Hawkes (Ralph Fiennes), hedonistischer Rockmusikproduzent alter Schule und Mariannes Ex-Lover, ist nämlich überschwänglich laut und immer gut drauf; vor allem aber erlaubt ihm sein übergroßes, vitales Ego keine Distanz.
Zur Überraschung aller hat Harry seine Tochter Penelope Lanier (Dakota Johnson) mitgebracht, die er so wenig kennt wie sie ihn und die vorgibt 22 Jahre alt zu sein, tatsächlich aber 17 ist. Die Wunden und Narben der Vergangenheit, Ungelöstes und Schwelendes sind in Guadagninos ebenso düsterem wie ironischem Film über sexuelles Begehren, leidenschaftliche Liebe und Tod also stets gegenwärtig. So hat Harry einst Marianne, die er jetzt zurückerobern will, mit Paul verkuppelt. Dieser wiederum versucht, nach einem Selbstmordversuch sein inneres Gleichgewicht zu finden, während Marianne ihre angegriffenen Stimmbänder schonen muss und deshalb meistens schweigt oder flüstert. Die geheimnisvoll-laszive Penelope wiederum legt es darauf an, Paul zu verführen: „Ich verliebe mich in alles, was schön ist.“. Das führt an einer späteren Stelle des Films schließlich zu flirrenden Zweideutigkeiten, Eifersucht und Rivalität zwischen den Männern.
Luca Guadagnino interessiert sich in seinem doppelbödigen Remake von Jacques Derays Film „Der Swimmingpool“ (1969) weniger für den kriminalistischen Plot, den er nicht nur reduziert, sondern auch ironisiert. Stattdessen kreiert er in „A bigger splash“ eine sinnlich enorm aufgeladene Atmosphäre aus Sommerhitze, nackten Körpern und leidenschaftlichem Begehren. Ein Hauch von Unwirklichkeit und lauernder Konflikte liegt über der schwülen, vordergründig unbeschwerten Szenerie, in der sich der Widerhall einer verklärten, aber ungelösten Vergangenheit mitsamt ihren verlorenen Utopien einnistet. Tote Fische, Schlangen und Geckos werden im ambivalenten Gefüge dieses künstlerisch eindrucksvoll gestalteten Films zu Vorboten künftigen Unheils. „Ändere nicht die Welt, sondern deine Ziele“, sagt einmal der besitzergreifende Harry zu dem auf Distanz bedachten Paul. Doch in „A Bigger Splash“ verlaufen die Wege in Serpentinen und enden in einem heftigen Platzregen.