Das Leben der betagten Titelheldin fasst der französische Regisseur Jérôme Enrico im Vorspann zu seiner Filmkomödie „Paulette“ folgendermaßen zusammen: Die Hochzeit mit Francis, die Geburt der Tochter Agnés, die gemeinsame Arbeit im eigenen Restaurant und der Tod ihres geliebten Ehemannes am 11.9.2001. Jetzt ist Paulette (gespielt von der kürzlich verstorbenen Bernadette Lafont) bereits seit zehn Jahren Witwe und im Fernsehen wird an die Anschläge auf das World Trade Center in New York erinnert. Weil ihr Restaurant mittlerweile von Chinesen betrieben wird und sie mit einer kleinen Rente von 600 Euro an der Armutsgrenze lebt, ist sie verbittert. Doch das alles erklärt kaum ihren offenen Rassismus und ihre verbalen Ausfälle gegen „Schlitzaugen“ und „Neger“, die beim Kinopublikum für wohliges Lachen sorgen. Ihr rabiater Hass auf Ausländer, genährt auch vom Gegeneinander in der heruntergekommenen Sozialbausiedlung, in der sie lebt, trumpft mit einer gewissen Selbstverständlichkeit auf. Ihrem schwarzen Beichtvater attestiert Paulette: „Sie hätten es verdient, weiß zu sein.“
Die kratzbürstige, nassforsche Rentnerin mit grantiger Art ist also im schlechten Sinn politisch unkorrekt und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Vor allem besitzt sie eine unbeugsame Kämpfernatur, die auch vor Abwegen nicht zurückschreckt und die gefordert ist, als wegen Zahlungsunfähigkeit ihre Wohnungseinrichtung gepfändet wird. Durch Gelegenheit und mit mutiger Unerschrockenheit steigt sie ins Drogengeschäft ihres Viertels ein, dealt mit Haschisch, erweist sich darin als geschäftstüchtig und überflügelt bald die jugendliche Konkurrenz. Daraus resultiert natürlich Ärger, der sich noch zuspitzt, als die „Drogen-Oma“ die „Speisekarte erweitert“, mit sogenannten „Space-Keksen“ expandiert und damit nicht zuletzt die Aufmerksamkeit eines mächtigen russischen Drogenbosses erregt.
Jérôme Enricos Parodien auf das Milieu der Kriminellen lassen dieses ziemlich lächerlich aussehen, indem er die bekannten Klischees ins Abwegige zuspitzt. Das komödiantische Potenzial seines Films wiederum resultiert aus dem Kontrast zwischen einer kämpferischen Alten inmitten von Drogenkriminalität und sozialen Verwerfungen, deren Beschreibung allerdings harmlos bleibt. Der märchenhafte gesellschaftliche Aufstieg der Protagonistin, die von Bernadette Lafont bravourös verkörpert wird, und die Versöhnung von – sowohl menschlich wie backtechnisch – scheinbar Unvereinbarem, erschöpfen sich insofern restlos in vergnüglicher Wohlfühlunterhaltung.