Nicht wenige Komödien beziehen ihren Witz aus der Darstellung gegensätzlicher Charaktere. Das ist auch in Michel Leclercs französischem Erfolgsfilm „Der Name der Leute“ ('Le nom des gens') nicht anders, der vordergründig eine Liebesgeschichte behauptet, ohne diese Liebe erzählerisch plausibel zu machen. Sein Film über den vehementen Zusammenprall zwischen einem verklemmten Ornithologen und einer offenherzigen Politaktivistin gleicht eher einer tempogeladenen szenischen Nummernrevue, deren bemühte Späße ebenso schnell abgenutzt sind. Zwar transportiert diese ungleiche Begegnung relevante und hochaktuelle Gesellschaftskonflikte, doch deren Potential bleibt auf politische Schlagworte reduziert und erschöpft sich in Vordergründigem. Überhaupt zeigt sich hier einmal mehr die Crux oberflächlicher Komödien: Um die Typen und Klischees in ihrem vorgestanzten Koordinatensystem wirksam in Szene zu setzen, wird das wahre Leben einfach ausgeblendet.
Dabei geht es Michel Leclerc und seiner Ko-Autorin Baya Kasmi um nichts weniger als um die schwierige Vermittlung zwischen ethnischer Herkunft und sozialer Identität. Die Bedeutung der titelgebenden Namen, ihre identifizierende Funktion und ihr Potential für Missverständnisse spielen diesbezüglich eine besondere Rolle. In ausführlichen Rückblenden, die dokumentarische und phantastische Elemente verbinden, erzählen die Protagonisten aus dem Off erst einmal ihre Familiengeschichten. Demnach verdrängt Arthur Martin (Jacques Gamblin), dessen Name ständig mit einem Hersteller von Küchengeräten assoziiert wird, die Traumata seiner jüdischen Herkunft aus einer Familie mit Namen Cohen, die von der Ermordung seiner Großeltern in Auschwitz herrühren. Dagegen pflegt Bahia Benmahmoud (Sara Forestier), Tochter eines algerischen Flüchtlings und einer Hippie-Mutter, einen offensiven Umgang mit ihrem politischen Erbe.
„Make love not war“, lautet das abgenutzte Motto, mit dem sie als „politische Hure“ den „Faschos“ sexuell zu Leibe rückt, um politische Überzeugungsarbeit zu leisten. So naiv und eindimensional wie die ungezwungen und chaotisch agierende Figur, so vordergründig und fadenscheinig ist der inhaltliche Aufhänger für sie. Denn natürlich geht es vor allem darum, dass die hübsche Sara Forestier als quirlige Bahia ihren unbestrittenen Sex-Appeal ausspielen kann, wobei ihr in fast jeder Szene irgendwo ein Stück Nacktheit herausrutscht. Mit übertriebener Geste, die gleichwohl prüde inszeniert ist, erschöpft sie sich leider weitgehend in dieser Rolle. Dass ihre sexuelle Freizügigkeit fast schon augenzwinkernd mit einem frühen Missbrauch durch den Klavierlehrer erklärt wird, ist zumindest nicht unproblematisch.
Dass andererseits ihre schematische Weltsicht schließlich beim zurückhaltenden, dem „Vorsichtsprinzip“ verpflichteten „Jospinisten“ Arthur andockt, liegt in der Logik einer Komödie, die die „hybride Vitalität“ von „Mischlingen“ als „Zukunft der Menschheit' propagiert. Doch die wenig zwingende Behandlung des Widerspruchs zwischen einer prägenden Herkunft und einer selbstbestimmten Identität, in dem die Figuren gefangen sind, bleibt gerade in seiner Unlösbarkeit und Brisanz viel zu harmlos. Die Tragik der Vergangenheit und die etwas aufgesetzte Toleranz der Gegenwart passen eben in diesem Genre doch nicht recht zusammen.