So müßig es allgemein ist über den Sinn oder Unsinn von Sequels, Prequels, Remakes und Reboots zu diskutieren, so sinnentleert ist dieser Diskurs beim Horrorgenre, speist dessen Fortbestand und auch andauernde Relevanz sich ja gerade aus immer wieder neuen Interpretationen archaischer existenzieller Ängste und Narrativen und Figuren, die von Anbeginn des Geschichtenerzählens zum menschlichen Dasein gehören.
Wo käme denn, zum Beispiel, der geneigte Liebhaber der gepflegt zelebrierten Angstlust da hin, müsste er sich zur Vorliebe für eine Interpretation der Dracula-Figur bekennen, wenn er die Auswahl zwischen Max Schreck, Bela Lugosi, Christopher Lee, Jerry Nelson, Frank Langella, Gary Oldman und Adam Sandler hat?
Vollends ad absurdum geführt wird dieser Diskurs, wenn es um das Subgenre des Slashers geht – ohnehin eine entpsychologisierte, abstrahierte Beschäftigung mit dem Phänomen des Serienkillers (Vampire sind ja quasi mystifizierte Varianten ebendieses Typus) – das Serielle und Repetitive gehört da schon zur Definition, so wie die kreative Inszenierung der Tötungen (creative killings), bei denen einzelne Regisseure die formelhaften Versuchsanordnungen nutzen können, sich als besonders einfallsreiche kinematographische Ritualmörder zu profilieren. Denn eigentlich sind die Slasher verkappte Avatare der Regisseure. Dementsprechend werden dann eben nicht nur vermeintliche Originale wertgeschätzt, sondern z. B. der 4. „Friday the 13th“, der 3. „Nightmare on Elm Street“ oder der inzwischen 11. Eintrag in die “Halloween“-Annalen und mit ihnen ihre jeweiligen Regisseure.
Die „Final Destination“-Reihe kann als eine Art Apotheose des Slashers betrachtet werden. So ist es der Tod selbst – aber nicht durch einen Sensenmann oder dergleichen personifiziert –, der jetzt ganz offen der Regisseurs-Avatar ist, denn wie und wieso er sich seine Opfer holt, ist Teil einer elaborierten Mythologie und wird in grotesk elaborierten set pieces, die man nur noch als creative overkillings bezeichnen kann, brutalst und mit bitterbösem Humor orchestriert.
Steven Quale zeigt, was er als Second Unit Director für James Cameron über effektvolle Zerstörungsorgien und 3D-Spaß gelernt hat. Der Brückeneinsturz zum Einstieg ist ein schier unglaubliches, großangelegtes, aber ins kleinste Detail durchkomponiertes Katastrophenszenario, das die seligen 70er wieder aufleben, lässt um sie mit 3D-Splattereffekten anzureichern. Die Geräteturnszene steht in Suspense-Aufbau, Überraschungseffekt und grimmigem Humor Hitchcock oder mehr noch De Palma in nichts nach. Und es gibt auch eine inhaltliche Wendung, die es in sich hat. Und dann, ja dann, zum Schluss ein wahrer Jahrhunderttwist, der die Frage nach Sinn und Unsinn von Sequels, Prequels, Remakes und Reboots noch einmal neu definiert.