Ein Komet, eine Wohnung (hauptsächlich), acht Freunde, Akohol, Drogen, Quantenphysik und die häufig gar zu leicht gestellte Frage: Was wäre wenn…?
Die Leichtigkeit der Frage kommt daher, weil sie lediglich als Banalisierung von Konzepten wie alternativen Realitäten, einer Vielzahl von Zeitlinien, gesehen wird. Dabei ist es eine Frage, die auch existenzialistische Identitätskrisen hervorrufen kann: Was wäre, wenn damals ich statt des Anderen jenen Job erhalten hätte, der für den Anderen zu immensem Erfolg führte? Was wäre, wenn man sich an einem Wendepunkt des Lebens anders entschieden hätte? Was wäre, wenn ein zufälliges, unbedeutend scheinendes Ereignis das ganze Leben in großem Maße in andere Bahnen gelenkt hat?
Aus den Gesprächen am Anfang der Dinnerparty schält sich bald heraus, dass vor allem Em von dieser Art Fragestellung umgetrieben wird. Die Angst und Verwirrung ob der fast spiegelbildlichen Ereignisse im Haus gegenüber (es gibt einen Stromausfall in dem ganzen Block, außer…), seltsamen Geräusche und merkwürdigen Päckchen befallen aber alle Freunde.
James Warden Byrkit hat als Konzeptkünstler an dem Mammut-Franchise „Pirates of the Carribean“ gearbeitet – sein Drehbuch-/Regie-Projekt ist konzeptuell, intellektuell und produktionstechnisch wie aus einer alternativen Realität, in der er ein Low-Budget-Experimental-Sci-Fi-Horror-Macher ist. Innerhalb kürzester Zeit in seiner eigenen Wohnung mit acht Schauspielern, die sich vorher nicht kannten, impovisiert, ist der Film, abgesehen von seiner zu verwackelten Kamera und teils unausgegorenen Charakteren, erstaunlich, ja, kohärent. Die Schauspieler erhielten am Anfang jedes Drehtages ein paar Notizen anstelle eines kompletten Drehbuchs, weshalb sie ihre Charaktere ein Stück weit selbst und von Moment zu Moment wie bei einer Live-Improv-Show entwickeln und auf die anderen reagieren mussten, die ihrerseits mit Regieanweisungen versorgt wurden, die den Gegenspielern vorenthalten blieben – Byrkit hat also vor den Dreharbeiten über Monate hinweg mit seinem Co-Autor, der auch Teil des Ensembles war, die Struktur bis ins kleinste Detail ausgetüftelt.
Diese Drehbedingungen eröffnen natürlich auf einer Meta-Schauspiel-Ebene thematisch kongeniale Fragen, denn es gibt ja bei kontrollierten Improvisationen alternative Welten, in denen eine Szene auch ganz anders gespielt worden wäre, ein Schauspieler ganz anders hätte reagieren können, um eine ganz andere Gegenreaktion zu erhalten… So viele Möglichkeiten, so viele Welten, so viele Identitäten… in nur einer Wohnung, in nur einem Menschen…