Louis Cyphre ist ein interessanter Name. Zum einen scheint sich Luzifer da hinter einem allzu offensichtlichen Wortspiel in aller Öffentlichkeit zu verstecken. Aber das Wort „Ziffer“, dass da mitschwingt, würde als personale Charakterisierung eine Gesichtslosikeit, eine Charismalosigkeit suggerieren, als ob es um einen unter vielen ginge. Dies korrespondiert ja nicht mit der Art und Weise, wie der Teufel, zumindest in der amerikanischen Popkultur, immer wieder charakterisiert und gespielt wird: Meist gilt er als Paraderolle für Schmierenkomödianten, für die overacting fast schon zu subtil zu sein scheint (keine Wertung, nur Feststellung): Jack Nicholson („The Witches of Eastwick“) spielte ihn als personifizierte freidrehende Libido; Al Pacino („The Devil’s Advocate“) spie als Superanwalt (nicht Ankläger, komischerweise) feurige Monologe; Gabriel Byrne („End of Days“) legte ihn als irischen Priester an, dessen Beichtstuhl eine Art Darkroom ist, in dem er Vergebung durch Sünde erteilt; Viggo Mortensen („The Prophecy“) wirkte wie ein nachtaktives Raubtier, das genug von der ewigen Nacht hat; und Peter Stormare („Constantine“) wirkte wie ein evolutionärer Unfall zwischen Reptil und Insekt.
Robert De Niro underactet seinen Cyphre mit seiner typischen schwelenden, sinistren Intensität wie einen alten Europäer, der in der Neuen Welt Schulden eintreibt und darauf achtet, dass Verträge eingehalten werden – ergo wie einen Wiedergänger seines Vito Corleone in „The Godfather II“ (also wie eine Umkehrung dieses Titels?). Das Dramatischste und Effekthascherischste, was er macht (abgesehen vom Ende, aber die bösen Kontaktlinsen haben ja nichts mit seinem Spiel zu tun), ist: bedeutungsschwanger ein Ei pellen und essen.
Also genau passend für einen Voodoo-Noir mit schwül-verkommener Atmosphäre über einen Detektiv, der in New Orleans einen Mann sucht, und dabei langsam aber unaufhaltsam zur Hölle fährt. Diese Devil’s Night soll in Gedenken an Alan Parker sein, der dieses Jahr starb und viele tolle Filme gemacht hat, aber seine Handschrift nie in den Vordergrund schob, sich stattdessen ganz dem jeweiligen Stoff verschrieb – wodurch er zu Unrecht in einer auteuristisch orientierten Welt als eine Ziffer unter vielen kompetenten Regisseuren in Vergessenheit geraten könnte.