Das Diffuse, Undefinierbare, Vieldeutige der Bedrohung, der Heimsuchung, des titelgebenden It macht es letztendlich zur Metapher für eben die Angst vor dem Ungewissen, die Sinnsuche der Protagonistin und ihrer Entourage.
Fälschlicherweise als teen angst horror wahrgenommen, so ist ebendiese vermeintliche jugendliche Angst eigentlich millenial ennui, steht also eher in der Tradition von „Rebel without a cause“, „American Graffiti“, „The Breakfast Club“, „Kids“ und „The Virgin Suicides“ (vor allem die letzten beiden) als in der von „Carrie“, „Nightmare on Elm Street“ und der „Buffy“-Serie. Und zeigt damit, wie reduktiv das Label teen angst auch beim Drama ist: Sind die Ängste der Heranwachsenden wirklich im Kern so anders als die von Erwachsenen? Die Angst vor einer ungewissen Zukunft? Die große weite Welt und all die Gefahren und der Verfall in ihr? Die Sehnsucht nach – bei gleichzeitiger Angst vor – Intimität? Die Unerträglichkeit der Einsamkeit, auch und gerade wenn man Menschen um sich hat? Und natürlich der Klassiker der (vermeintlichen) coming-of-age-Geschichte: der Verlust von Unschuld. Welcher meist sexuell codiert ist, so auch hier, wie es scheint.
Aber bedeutet der Verlust von Unschuld nicht das Aufladen von Schuld und damit verbunden: Scham – ein Gefühl, das natürlich weit bedeutendere Implikationen hat als nur sexuelle Scham, die eh auf (meist religiös) konservative Moralvorstellungen zurückzuführen ist. Dass der Fluch dieses unheimlichen, furchteinflössenden, aber auch höchst poetischen und kontemplativen Films durch Sex weitergegeben wird, ist doch einfach nur ein Schlüssel, um die Rezeptivität für die Bedeutungsebenen des Films zu öffnen.
Für den Erwachsenen sind es dann z. B. Versagensängste, die Angst Erwartungen, Versprechungen, Träume und Hoffnungen, die man sich vielleicht als junger Mensch selber vorgemacht hat, geradezu zwangsläufig enttäuschen zu müssen und sich dann schuldig zu fühlen (gegenüber Freunden, Familie, sich selber) und zu schämen. Schuldkomplexe und Scham verfolgen einen, lähmen einen, zerfressen einen – und in einem Horrorfilm, der mehr wie ein Märchen für das 21. Jahrhundert wirkt, da töten sie einen…
Nicht nur einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre und einer der traurigsten Filme über die Jugend von heute, vielleicht sogar ein Jahrhundertfilm – aber das müssen die Millenials entscheiden, denn so universell er ist, gehört er doch vor allem ihnen. Wie die größten Filme dieser Art vorherigen Generationen auch…