Das Kino, speziell in seiner Daseinsform als Genrefilm, hat auch immer etwas von einer Erfüllungsmaschine. Dabei sind es entgegen der verbreiteten Vorstellung von einer Traumfabrik vielleicht gar nicht so sehr die eigenen oder kollektiven Wünsche und Träume, die auf der Leinwand wahr werden, als dass vielmehr die am Kino selbst geschulten Erwartungen des Publikums ihre Bestätigung finden sollen. Die Kunst des Genrefilms – ganz gleich ob es sich nun um eine Liebeskomödie oder einen Katastrophenfilm handelt – besteht darin, das Generische in einer spezifischen Form anzubieten, die das Vertraute mit dem Eindruck des Nie-zuvor-Gesehenen (oder zumindest des Nicht-schon-einmal-genauso-Gesehenen) verbindet. Auf den ersten Blick mag das vor allem unoriginell und berechenbar erscheinen, aber die unausgesprochene Konvention der Erfüllung von Erwartungshaltungen verspricht zugleich auch Sicherheit und Trost: Sicherheit, weil das Publikum weiß, wofür es bezahlt, und Trost, weil beim nächsten Film dieser Art vielleicht wieder alles besser wird, was beim aktuellen für Enttäuschung gesorgt hat.
Bereits mit seinem letzten Spielfilm „Liebe auf den zweiten Blick“ („Last Chance Harvey“, 2008) demonstrierte der Regisseur und Drehbuchautor Joel Hopkins, dass er vor filmischen Klischees und Konventionen nicht zurückschreckt. Auf den Spuren von Richard Linklaters „Before Sunrise“ (1995) erzählte Hopkins nicht gerade subtil die sentimentale Geschichte eines Kennenlernens und -liebens, deren verkaufsträchtiges Distinktionsmerkmal zu ähnlich gelagerten Produktionen allein das Zusammenspiel von Emma Thompson und Dustin Hoffman war. Thompson übernimmt nun auch in diesem neuen Film von Joel Hopkins die Hauptrolle und ebenso sind wieder jede Menge abgedroschene Ideen und müde Klischees mit dabei.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen Pierce Brosnan gibt Thompson hier das geschiedene Ehepaar Jones, dessen Trennung anscheinend schon so lange her ist, dass der Film sich für die Hintergründe gar nicht mehr interessieren muss. Und da die beiden Protagonisten selber nicht ganz genau zu wissen scheinen, was sie einmal auseinandergebracht hat, steht einer comedy of remarriage samt Happy End eigentlich nicht viel im Weg. Als Laufzeit füllender Umweg, auf dem die Ex-Eheleute sich wieder näher kommen, muss daher ein Intermezzo in Form einer bewusst altmodischen Gaunerkomödie herhalten, die dennoch einen brisanten Zeitbezug behauptet: Denn ausgerechnet einige Tage vor seinem wohlverdienten Ruhestand muss die Firma von Richard Jones Konkurs anmelden, weil Richard auf den Pariser Anlagebetrüger Vincent Kruger hereingefallen ist. Um das Geld seiner Mitarbeiter und die eigenen Ersparnisse zu retten, macht er sich daher mit der Ex-Frau auf den Weg nach Frankreich. Dort machen sie den skrupellosen Finanzhai ausfindig und planen schließlich, einen wertvollen Diamanten zu klauen, der sich in Krugers Besitz befindet.
Für die Filmemacher wird die romantische Komödie laut eigener Aussage so ganz nebenbei zu einem Kommentar zur Finanzkrise und zu einer Selbstermächtigungsfantasie der kleinen Leute, die sich endlich mal an den großen Geschäftemachern rächen dürfen. Das ist so naiv wie verlogen, wenn man bedenkt, wie realitätsfern Hopkins seine beiden Weltstars hier ohne große Nöte und Konflikte durch ein pittoreskes Frankreich gaunern lässt. Selbst wenn man einmal von solchen Realitätsbezügen absieht, bleibt fraglich, inwiefern die Inszenierung des Stoffes im Stil einer klassischen Screwball-Komödie der 1940er gerechtfertigt ist. Die Frage, warum die Komödien damals so und nicht anders erzählt wurden, scheint sich Hopkins nämlich nicht gestellt zu haben und so wirkt „Wie in alten Zeiten“ so bieder, als wäre der Hays Code nie abgeschafft worden.
Ein bisschen fühlt man sich nach dem Anschauen des Films und dem Investieren von Zeit sowie eventuell Geld selber, als wäre man auf einen schmierigen Betrüger hereingefallen. Außer den großen Namen Thompson und Brosnan wird hier nämlich nicht viel geboten, was den Kinobesuch rechtfertigen könnte. Selbst das Abklappern genretypischer Oberflächenreize und Grundmotive gerät bei Hopkins so lustlos, schlaff und eiskalt kalkuliert, dass die Erfüllungsmaschine nach anfänglichem Stottern rasch ganz den Geist aufgibt.
Beim nächsten Film wird alles besser.