Barney’s Version

(CAN / I 2010; Regie: Richard J. Lewis)

Genussmensch mit großem Herzen

Ein guter Whisky und eine stets qualmende Zigarre sind die Insignien, die Barney Panofsky (Paul Giamatti) Würde verleihen und sein Leben verschönern. Zweifellos ist der leicht übergewichtige Titelheld in Richard J. Lewis‘ geistreich-witziger, von einem brillanten Schauspielerensemble getragenen Romanverfilmung „Barney’s Version“ ein Genussmensch, der das Leichte und das Schwere, Schicksalsschläge und Freuden in einer melancholischen Balance hält und dabei stark genug ist, nicht allzu viel Rücksicht auf den Ernst des Lebens zu nehmen. Sein unverhohlenes Desinteresse an seiner lukrativen Arbeit als Chef der kanadischen Filmproduktionsgesellschaft „Totally Unnecessary Productions“, die mit schlüpfrigen Soaps ihr Geld macht – weshalb sich Barney auch als „TV-Nutte“ bezeichnet – , ist direkter Ausdruck seiner leicht mürrischen, schnoddrigen Art. Tatsächlich ist Barney ein robuster Trinker mit großem Herzen und romantischer Seele, der sich mit konservativem Eigensinn und lockerem Lebenswandel den Konventionen widersetzt.

Seine Rückschau auf ein bewegtes Leben setzt die vom Titel implizierte subjektive Sicht gegen das öffentliche Bild seiner Person, das ein antisemitischer Polizist, der Barney eines Mordes verdächtigt, in seinen Memoiren zeichnet. Verstärkt wird die Subjektivität der Erinnerung noch durch die ersten Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung, die dem 66-jährigen Barney in der Rahmenhandlung zunehmend tragische Züge verleiht.

Von hier aus blendet der Film zurück nach Rom, wo Barney im Jahre 1974 mit dem Schriftsteller „Boogie“ (Scott Speedman) und dem Maler Leo (Thomas Trabacchi) ein wildes und freizügiges Bohème-Leben führt, das schließlich in der Verheiratung mit seiner schwangeren, psychisch labilen Freundin Clara (Rachelle Lefevre) kulminiert. Doch nach einer Totgeburt bringt sich die junge Frau um; und Barney kehrt nach Montreal zurück, wo er in das Filmgeschäft einsteigt und bald darauf eine reiche, gebildete Jüdin als „The Second Mrs. Panofsky“ (Minnie Driver) ehelicht. Noch während der Hochzeitsfeier begegnet er aber der Journalistin Miriam (Rosamund Pike), der Liebe seines Lebens, die er fortan umwirbt und nach seiner vom leichtlebigen Vater Izzy (Dustin Hoffman) abgesegneten Scheidung schließlich heiratet. Was als Liebe auf den ersten Blick mit vielen Versprechungen und Blumen beginnt, wird schließlich zu einer tiefen Lebensverbindung, die Barney mit romantischen Ausschließlichkeitsgefühlen nährt und damit gefährdet; und die noch in ihren Auflösungserscheinungen nicht wirklich scheitert.

Benotung des Films :

Wolfgang Nierlin
Barney's Version
(Barney's Version)
Kanada / Italien 2010 - 134 min.
Regie: Richard J. Lewis - Drehbuch: Michael Konyves - Produktion: Robert Lantos - Bildgestaltung: Guy Dufaux - Montage: Susan Shipton - Musik: Pasquale Catalano - Verleih: Universal - FSK: ab 12 Jahre - Besetzung: Paul Giamatti, Dustin Hoffman, Rosamund Pike, Minnie Driver, Rachelle Lefevre, Scott Speedman, Bruce Greenwood, Macha Grenon, Jake Hoffman
Kinostart (D): 14.07.2011

DVD-Starttermin (D): 30.11.-0001

IMDB-Link: http://www.imdb.com/title/tt1423894/